Kulturhäuser in der Ukraine

Nicht minder spannend als die Bushaltestellen: Die Kulturhäuser mit ihrer Mischung aus Stolz, Naivität, Angeberei und Sehnsucht nach heiler Welt. BUDYNOK KULTURI steht über dem Eingang der meisten Häuser, auch über dem von Lychkove (1). Budka, das Wartehäuschen, Budni, Alltag, verrät das Wörterbuch. In solchen Häusern durfte die Kunst ihre Unschuld proben – mit Tanz, Klavierspiel und Kinderchören.

Die meisten Kulturhäuser wurden nach dem Großen Vaterländischen Krieg errichtet, als die Mittel knapp waren und der Wunsch nach Transzendenz schon mit einem Volkslied befriedigt werden konnte; es bedurfte keiner kommerziellen oder esoterischen Anleitungen. Heute stehen die Häuser oft leer, es fehlt an Geld und Initiative. An manchen Lehmhütten hängen drei Satellitenschüsseln, jede oder alle drei zusammen empfangen 1500 Fernsehsender, Kuvait TV und Porno Italia – wozu braucht man da eine Balletgruppe in der Nachbarschaft. Doch auch die Landflucht ist zum Teil erschreckend – in einem Dorf in Russland erzählte mir ein Mann, die Zahl der Einwohner sei in den letzten fünfzehn Jahren von elf- auf dreitausend gesunken.

Im Heimatmuseum von Saratov wird überzeugend dargestellt, wie kleinbürgerlich die Wünsche waren, die der Kommunismus produzierte. Dort ist ein zwei Meter hoher Blechstern auf ein rotes Tuch genäht, mit goldenen Stickereien am Rande. Nähzirkel und Blechorden, das war die Utopie. –
Naive Kritik am Sozialismus: Der Sowjetunion fehlten die technischen Möglichkeiten, dieses „System umzusetzen“. Klar, Mobiltelefone und Mini-Kameras sichern die Freiheit. Hätte Stalin über die heutige Überwachungstechnik verfügt – da möchte man gar nicht weiterdenken. –

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Themen: Russland - Ukraine

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