Майдан-хіт: ‚Горіла шина, палала…‘

In der Berichterstattung über die Ukraine wird Witali Klitschko oft als der populärste Anführer der Opposition dargstellt, mindestens als einer der wichtigsten.
Wenn junge Männer gegen die Errichtung einer Diktatur kämpfen und Molotow-Cocktails auf Polizisten werfen und Regierungsgebäude besetzen, wird W.KLitschko nachgesagt, die Demonstranten hätten ihm „die Gefolgschaft verweigert“, der Protest habe sich radikalisiert, wofür er die Verantwortung trage. Er stehe bei den Demonstranten nun auch in der Kritik, weil er zu zögerlich handle, wird berichtet. Er sei „angeschlagen“, meinte die FAZ.

Diese Urteile werden von Journalisten gefällt, von denen keiner die gesamten letzten zwei Monate in Kiew war. Sie können nicht wissen, was jeder Ukrainer weiß:
„Laut einer Umfrage des „Razumkow Centre“ ist W.Klitschko gleichermaßen beliebt wie verhasst: 50 Prozent der Befragten vertrauen ihm, die andere Hälfte glaubt ihm kein Wort. Bei allen anderen Politikern – Viktor Janukowitsch, aber auch bei Oppositionsführern wie dem rechtsextremen Oleg Tiahnibok oder dem Timoschenko-Verbündeten Arsenij Jazeniuk – überwiegt eindeutig das Misstrauen. Ja, die Ukrainer mögen ihre Politiker nicht besonders. Genauer gesagt: Sie trauen ihnen nicht.“
Mit anderen Worten: Niemand hat Witali Klitschko jemals auf dem Majdan die Gefolgschaft geschworen, weshalb er diese auch nicht verlieren kann.
Die Stärke dieser Protestbewegung besteht unter anderem darin, dass sie keine eindeutigen, von einer absoluten Mehrheit akzeptierte Anführer hat.
Es geht auch ohne Führerprinzip!

Das Zitat stammt aus den Berichten der Redakteurin Jutta Sommerbauer, die für die östereichische Zeitung  „Die Presse“ derzeit in Kiew ist. Anschaulich schildert sie den „Soundtrack der Revolution“ und verweist auf den Revolutions-Hit „Горіла шина, палала …‘
Nur ein typischer Fehler unterläuft ihr: „Auf dem Maidan in Kiew sind die ersten Merchandise-Artikel aufgetaucht: Mützen, Fahnen, T-Shirts und Schals für den „stylebewussten“ Demonstranten.“
Die Revolutionsartikel waren aber schon Mitte Dezember im Angebot.

In dem Bericht „100 Bauarbeiterbrillen für den Kiewer Maidan“ porträtiert Jutta Sommerbauer den IT-Spezialist Pawel Artiuch, „der den Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz in der Hauptstadt Nachschub bringt: ein Blick hinter die Kulissen des Protestlagers in Kiew.“ Ebenfalls lesenswert.

Themen: Russland - Ukraine

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