MDR: Corinna Harfouch liest meinen Roman

Mein erster Roman, vor 26 Jahren veröffentlicht, bald wieder beim Mitteldeutschen Rundfunk – gelesen von Corinna Harfouch in fünf Folgen, morgens und abends.

„Am Fuße des Brockens, wo Faust und Mephisto auf dem Besenstiel geflogen sind, wo Höllen- und Zeterklippe von unheimlichen Vorgängen berichten, liegt das Dorf Elend. An jeder Straße, die aus dem Dorf hinausführt, sind Schlagbäume angebracht, und wenige hundert Meter Richtung Westen verläuft die deutsch-deutsche Grenze.

In diesem Dorf, das Fremde nur mit Passagierschein betreten dürfen, lebt No mit seiner Familie. Es ist so still, dass er manchmal von seinem Zimmer aus die Wachhunde bellen hören kann. Wenn er nicht Fußball spielt oder mit Freunden Grenzverletzer jagt, liest No. Dann ist er König oder Chingachkoog oder der erste Junge, der den Südpol bereist. Seine Träume haben No den Namen Lügenbold eingetragen. Oft weiß er selbst nicht, ob er die Wahrheit sagt – zum Ärger seines Vaters, der ihm das Lügen austreiben will. Stockhiebe und Hausarrest muss No über sich ergehen lassen, bis zu dem Moment, wo er dem Vater mit einem Beil gegenübertritt…

Die kleine Welt zwischen Elternhaus und Schule, Fußballplatz und Minenfeld beschreibt Christoph Brumme in einer Sprache, die das kindliche Bewusstsein zum Maßstab nimmt. Er schildert mit einfachsten Mitteln, dabei doch immer behutsam und differenziert. Zwar spielen Sozialismus und Mangelwirtschaft, staatliche sowie elterliche Repressionen stets eine Rolle, doch vermeidet es der Autor, schwarzweiß zu malen. Insbesondere dieser klare, unverstellte Blick ist es, der seine Kindheitsgeschichte exemplarisch und glaubwürdig macht.
„Mit minimalen Mitteln zeichnet Christoph Brumme totalitäre Strukturen nach – ein intimes Porträt der DDR.“

Christoph Brumme wurde 1962 in Wernigerode geboren. 1969-79 Schule in Schierke, Lehre als Eisenbahner, 3 Jahre NVA, Theater Eisleben, 1985 Umzug nach Berlin, Studium der Philosophie, ab 1991 freiberuflich.
Bücher: „Nichts als das“ (1994), „Tausend Tage“ (1997), „Süchtig nach Lügen“ (2002), „Auf einem blauen Elefanten“ (2009), „Der Honigdachs“ (2010), „111 Gründe, das Radfahren zu lieben“ (2014), „Ein Gruß von Friedrich Nietzsche“ (2014), „111 Gründe, Schach zu lieben“, „Maidan Molotow“ (2015), „111 Gründe, die Ukraine zu lieben“ (2019).

Mitwirkende
Regie: Stefan Kanis
Produktion: MDR 2007
Sprecherin: Corinna Harfouch – Sprecherin

Themen: Literatur

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