Russland – Ukraine
Poltawa, 27.07.2023
Seit heute Nacht bin ich wieder zu Hause, in Poltawa. (Was ist Heimat? Der Ort, an dem ich am liebsten bin.) Der eine Sommermonat in Deutschland war diesmal nicht so schwer zu ertragen wie der im letzten Jahr. Die grauenerregende Normalität dort hat mich diesmal nicht überrascht, nicht schockiert. So leben die Leute eben da drüben, stillvergnügt in den Tag hinein, genießerisch und traumtänzerisch. Man will sie mit dem Wort KRIEG gar nicht stören. Oder gar von Mitverantwortung und Schuld reden. Leben und leben lassen bzw. sterben lassen. …weiterlesen »
Berlin, 10.07.2023
Deutschland ist ein Land im Frieden, das merkt man gleich. Die Menschen sehen nicht prüfend zum Himmel. Sie befürchten nicht, dass von dort etwas geflogen kommt, das sie töten kann – schneller als sie sehen können. Sogar Bundeswehrsoldaten stehen auf dem Bahnsteig in der Sonne, statt im Schatten. Sie fürchten nicht den Anflug einer Drohne, die sie zerfetzen kann. Niemand schreckt zusammen, wenn ein schrilles, pfeifendes Geräusch ertönt; alle wissen, dass es nicht von einer Rakete erzeugt wird. …weiterlesen »
„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und wir“
Veranstaltung in der Kirche zu Panitzsch am 18. Juli 2023, 19 Uhr Dienstag
Im Schatten des Krieges
Lesung und Gespräch mit Christoph Brumme, Poltawa / Ukraine
Rund 130 Kilometer westlich von Charkiw liegt die 300.000 Einwohner zählende ukrainische Stadt Poltawa. Um von hier aus zur Front im Donbas zu gelangen, muss man Stand Juli 2023 mehr als 300 Kilometer zurücklegen. Bis Poltawa sind die Truppen der russischen Angreifer nach ihrem Groflangriff ab dem 24. Februar 2022 nie gekommen. Doch wie die gesamte Ukraine muss auch Poltawa täglich russische Raketenangriffe fürchten und wurde bereits zu deren Ziel. Trotz aller Bemühungen um Normalität bestimmt auch hier der Krieg den Alltag. Wie fühlt sich so ein Leben an? Wie ticken die Menschen? Wie war es vor dem russischen Großangriff, was hat sich seither verändert? …weiterlesen »
Mein Bericht im Stern über Velika Novosilka im Donbas
Vor dem Krieg machte unser Autor im Donbass-Städtchen Velika Novosilka oft Urlaub – ein Blick zurück
Vom Donbass-Städtchen Velika Novosilka aus hat die ukrainische Armee vor wenigen Tagen den wichtigsten Vorstoß ihrer Offensive gestartet. Unser Autor hat dort vor Kriegsbeginn oft Urlaub gemacht. Blick zurück in eine untergegangene Welt. …weiterlesen »
Erinnerungen an Velika Novosilka / Donbas
Oft setzt ein doppelter Schreck ein, wenn ich die Orte kenne, die in den Frontberichten genannt werden. Seit Wochen „Velika Novosilka“. Da kenne ich jeden Weg, jedes Haus, jeden Strauch, jedes Flüsschen! Und viele Menschen, die jetzt aber nicht mehr dort sind, sondern „in alle Winde verstreut“. Dieser Ort war mir wichtig, dorthin bin ich oft von Berlin aus mit dem Fahrrad hingefahren, v.a. aus drei Gründen: …weiterlesen »
Wo Russen und Ukrainer noch miteinander reden
Auf der Video-Plattform Chatroulette sprechen Menschen aus beiden Ländern über den Krieg. Die russische Seite präsentiert sich zwanglos: häufig betrunken, fluchend, Argumenten unzugänglich. Wie reagieren die Ukrainer?
Mein heutiger Artikel in der NZZ am Sonntag
Das Gewissen und das Grauen, Tagebuch
Gestern bin ich heimgekehrt ins immer schöner werdende Poltawa. Dann haben wir meinen „zweiten Geburtstag“ mit Freunden gefeiert. Aufgabe erfüllt, würde ich sagen. Wichtige, tapfere Menschen getroffen und bei der Arbeit zugesehen, Erfahrungen und Informationen gesammelt, einen langjährigen Freund umarmt. Vielleicht ist kein Detail spektakulär, aber das Ganze lässt doch den Schluss zu: Ich habe das Grauen gesehen. Und dazu bin ich m.E. aus beruflichen Gründen verpflichtet. …weiterlesen »
Die Banalität des Bösen
Ihr Mann tötet ihre Verwandten, die Frau aus Russland ist deshalb auch traurig, aber sie kann nichts dagegen machen.
Ein Phänomen, das mich seit langem fasziniert – die Gespräche zwischen Ukrainern und Russen im Chatroulette. Verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen wurden in den Kriegsjahren zwar millionenfach beendet, aber im Chatroulette diskutieren Menschen aus beiden Ländern weiterhin, auch vor großem Publikum und über die heikelsten Fragen. Will man wissen, „was die Russen wirklich denken“, so muss man hier nur zuhören und zusehen. …weiterlesen »
Ein Jahr Krieg in der Ukraine – «Als ob die Zeit vor dem Krieg bloss ein Traum gewesen wäre»
Vor genau einem Jahr hat Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. Der deutsche Schriftsteller Christoph Brumme blieb trotz Krieg in der ostukrainischen Stadt Poltawa, wo er seit 2016 lebt. Im Gespräch schildert er, wie er die 365 Tage im Kriegszustand erlebt hat.