Kalte Dusche

Jeder Schritt in der Sonne tut weh, so heiß ist es. Ich gieße mir immer wieder Wasser über den Kopf, es kühlt für einige Minuten. Ich trinke pro Stunde etwa einen Liter, alles durcheinander, Saft, Kaffee, Wasser, Tonic-Water.
150 Kilometer am Tag schaffe ich locker. Ich fahre direkt auf Kursk zu, werde aber etwa siebzig Kilometer vor der Stadt Richtung Süden abbiegen.
„Das Gute ist in gewissem Sinne trostlos.“ (Kafka) Das Gute ist fad.
Ich fahre und fahre und träume von einem Swimmingpool und von Nixen und von einer Welt ohne Autos (hoffentlich steigt der Ölpreis bald auf 200 Dollar!), als vor mir eine Fata Morgana auftaucht, ein gelber Springbrunnen auf Rädern. Oder was ist das?
An einer Tankstelle will ich einkaufen, aber was ich sehe, ist viel schöner als alles, was ich mir derzeit vorstellen kann. Es gibt Wasser im Überfluss, viel mehr Wasser, als ich zum Duschen brauche, einen ganzen Tankwagen voll! Auf der Tankklappe sitzt ein Arbeiter, er hält einen Schlauch in der Hand und duscht den Rasen, also kann er mich auch duschen, denke ich mir. Ich stelle mein Fahrrad ab, ach, ich lasse es fallen, ziehe gerade noch Fotoapparat und Diktiergerät aus den Taschen, laufe zu dem Wasserstrahl, frage schnell, ob das Wasser sauber sei – Ja, natürlich! – und dann prasselt es aus dem Feuerwehrschlauch schon eiskalt auf meinen Kopf, ich kann kaum stehen, so stark ist der Druck aus dem Schlauch, so schwer das Wasser und so schmerzhaft kalt. Durchatmen, zur Seite springen, Luft holen, wieder unter den Schlauch. Der Fahrer freut sich, er stellt die Pumpe extra stark, der Mann auf dem Tank ist sowieso vergnügt, und ich bin es auch.
Brutal, aber wirksam, diese Kur, ich bin wieder wach.
21.8.07

Themen: Tour de Wolga

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