Politik und Gesellschaft
Konsequenzen des Irrsinn der Trump-Selenskij-Show
Poltawa, 03.03.2025 (Luftalarm)
Ein langjähriger Freund aus Berlin fragt, wie der „Irrsinn der Trump-Selenskij-Show“ bei uns in der Ukraine aufgenommen wird.
Meine mündliche Antwort: KGB–Agent Trump (Genosse Krasnov) erfüllt seinen Auftrag. Nach 1300 Deals mit russischen Mafia-Bossen muss man ihn auch nicht mehr erpressen oder mit irgendetwas locken, wie manche im Westen sinnloserweise vermuten.
Aber solange die Amerikosen unsere Kinderkrankenhäuser nicht bombardieren, um uns „zum Frieden zu zwingen“, werden wir – womöglich – auch das überstehen.
Jetzt müssten wir natürlich gegen zwei Atommächte gewinnen, das wird nicht einfach.
Aber die Stärke der Ukrainer, ihr Macht- und somit auch Erpressungspotential wird von Trump und wird im Westen noch immer unterschätzt.
Immerhin muss Europa jetzt aus dem Tiefschlaf erwachen – oder ihr könnt das KZ Buchenwald und ähnliche Anlagen schon mal als Umerziehungslager vorbereiten, wo die ruzzen dann ihrem liebsten Vergnügen nachgehen werden, Patrioten und Pazifisten an den Eiern aufhängen.
Und weil der Freund von Napoleon Bonaparte fasziniert ist, erinnere ich ihn an einen Ausspruch des Franzosen: Politik ist unser Schicksal.
Passend zum Thema: Die ruzzen planen, künftig jede Nacht 500 (iranische?) Shahed-Drohnen auf die Ukraine abzufeuern. Derzeit könnten sie täglich bis zu 200 Shaheds abfeuern.
Stimmung als politische Kategorie
Über die Sendung „Politik und Medien und die Stimmung im Land“ im ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann:
Seit drei Jahren kritisiere ich / spotte ich darüber, dass die beliebteste Kategorie in der deutschen Kriegsberichterstattung DIE STIMMUNG ist. Kaum eine Reportage oder ein Interview ohne die Frage nach der Stimmung im Krieg, der Stimmung nach Raketenangriffen, im Angesicht der Gefahr der drohenden Ermordung.
Anfangs versuchte ich in Interviews noch ernsthaft zu antworten: Stimmungen wechseln doch in jedem Menschen mehrmals am Tag; Stimmungen sind wie alle Emotionen in sich widersprüchlich, zumal beim Zusammensein von mehreren oder vielen Menschen. Wie kann sich ein einzelner Reporter anmaßen, das Gefühlsleben von Millionen von Menschen zu beurteilen und auf den Begriff zu bringen? Zumal wenn es sich um einen ausländischen Reporter handelt, der nur ein paar Tage im Land ist und also höchstens ein paar Dutzend Menschen die geschmacklose Frage nach ihrer Stimmung gestellt haben kann.
Wenn ich in Poltawa in der Kneipe erzählte, dass ich in Radio-Interviews immer wieder nach der Stimmung gefragt werde, fassten sich die Leute an den Kopf, nicht selten wurden Mutterflüche abgesondert. Zusammengefasst lautete das Fazit meistens: Unsere Stimmung ist ausgezeichnet, es herrscht Bombenstimmung.
In meinem Tagebuch schrieb ich im Frühjahr 2022, „wenn ich noch einmal nach der Stimmung gefragt werde, bekomme ich entweder einen Lachkrampf oder einen Weinkrampf“.
Weshalb ist diese Kategorie im deutschen Journalismus so beliebt? Wohl weil sie so diffus ist und sich mit ihr alles Mögliche behaupten lässt. Weil sie Aufmerksamkeit weckt und sich mit ihr Menschen (Medienkonsumenten) leicht „angeln“ / manipulieren lassen. Sie täuscht Substanz vor, täuscht vor etwas Wesentliches auszusagen, und ist doch nur eine Seifenblase, die beim leisesten Windhauch / vorsichtiger Überprüfung zerplatzt.
Die Geschmacklosigkeit und Übergriffigkeit der Frage nach der Stimmung kann bei Medienkonsumenten gar den Eindruck der Empathie erwecken – man interessiert sich ja nur dafür, wie es den Menschen geht. Aber es ist ein Begriff, der den Blick auf die Wirklichkeit verkleistert; das angebliche Wissen über die Gefühle der Menschen wird nur vorgetäuscht.
Wie leicht Menschen mit dem Begriff der Stimmung im Wahlkampf zur Bundestagswahl getäuscht / aufgehetzt / manipuliert wurden, zeigt nun Jan Böhmermann im ZDF Magazin Royale. Sehr lehrreich! Die Kategorie der Stimmung (im gehobenen Journalisten-Jargon: „gesellschaftliche Grundstimmung“) und ihre missbräuchliche Verwendung ist eben immens politisch.
Die Sendung endet mit dem „einem überraschend aktuellen Protestlied aus dem Jahre 1973, aus einem Konzert des westdeutschen Liedermachers Bierwolf Böhmermann“ – Wie ist die Stimmung im Land: Eilig lobt der Milliardär all die ersten Geigen, die gekauften Redakteure, die wortreich jeden Mord beschweigen, sie können mit dem Teufel sprechen, und stritten aber ausgewogen, bis sie sich das Rückgrat brechen …
Winter ?
Poltawa, 29.01.2025
Übrigens: Früher gab es bei uns in der Ukraine so etwas wie WINTER. Die Älteren erinnern sich, das war die Jahreszeit mit Frost und Schnee. Heute sind acht Grad PLUS angesagt. Vor einigen Jahren konnte ich zusammen mit meinem Sohn noch Iglus bauen. Für Fenster aus Eis musste man nur einen Eimer Wasser nach draußen stellen.
Jetzt leben acht Milliarden Menschen auf der Welt; es sei allen gegönnt, diese fantastisch-schöne Wirklichkeiten erleben und gestalten zu dürfen. Selbst ich könnte noch erleben, dass es zehn Milliarden werden. Die wollen natürlich fast alle so elektronisches Zeug haben, Smartphones, Brillen für virtuelle Welten, virtuelles Geld, unzählige Strom fressende Programme. Dinge, die viel Wärme erzeugen, die wiederum bei der Herstellung von Kühltechnik eingedämmt werden muss. „Klimaanlagen“ kühlen Wohnungen und Büros und heizen Städte auf.
Und für eine in das Morden und Sterben verliebte Macht wie ruzzland ist der Verkauf fossiler Brennstoffe nahezu eine Existenzbedingung. Im brav selbstverliebten Westen strebt man die möglichst rasche Abkehr von Kohle, Öl und Gas an, um den Klimawandel zu stoppen. Für den Banditenstaat ruzzland ist das eine Horrorvorstellung.
Währenddessen planen die Ukraine und die EU schon den „grünen Wiederaufbau“ der Ukraine , obwohl / weil im vergangenen „Winter“ mehr als 50 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur von den Barbaren aus den nördlichen Sümpfen beschädigt wurden. Laut der ukrainischen Akademie der Wissenschaften beträgt das Potenzial der erneuerbaren Energien in der Ukraine 874 GW. (siehe Helmholtz Klimainitiative, Link im 1. Kommentar) In Deutschland wurde im Jahr 2023 eine Energiemenge von 502 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) aus erneuerbaren Energieträgern genutzt.
Über einen erstaunlichen Unterschied
„Ein Freund fragt: Vermisst du etwas aus der DDR?
Das Zweifeln, antworte ich. Das Zweifeln an den Dogmen, an den herrschenden Meinungen, an der Zukunft und der Vergangenheit, wie sie in den Lehrbüchern prognostiziert wurde.“ Ohne Zweifel konnte man kaum überleben. Hätte man die Dogmen des Zeitgeistes, des Marxismus-Leninismus, immer für bare Münze genommen, so wäre man als vernunftbegabter Mensch verrückt oder aus Langeweile depressiv geworden. …weiterlesen »
Denk ich an Deutschland in der Nacht
In einigen Tagen fahre ich nach einem Jahr in der Ukraine wieder nach Deutschland. Meine derzeitige Beziehung zu meinem Herkunftsland habe ich heute versucht „lyrisch zu verarbeiten“. …weiterlesen »
Methode Wagenknecht
Deutschland aus der Ferne betrachtet. Im 2. Kriegsjahr nach deutscher Zeitrechnung. Im neunten nach ukrainischer.
Im Informationszeitalter sollte man eigentlich wissen, dass Informationen mithilfe von Rauchzeichen genauer übertragen werden können als mithilfe elektronischer Geräte und Programme. Mit ersteren teilt man nur etwas Wesentliches mit, letztere übermitteln durchschnittliche Meinungen. …weiterlesen »
«Einen dritten Sozialismus überlebe ich nicht» – von Glück und Rausch und politischer Blindheit nach dem Mauerfall
Wie würde die DDR heute aussehen, wenn sie 1989 neu auferstanden wäre? Das ist nicht einfach eine absurde Frage: Viele Ostkünstler und Ostintellektuelle wollten die beste DDR der Welt endlich zur besten Gesellschaft aller Zeiten umgestalten. Der Autor eher nicht.
Mein Kommentar in der Neuen Züricher Zeitung
Die Traumata der Ostdeutschen – der Untertanengeist in der DDR
Im Vergleich zu den anderen sowjetischen Satellitenstaaten des Ostblocks war die DDR ein Sonderfall. Sie war Teil eines grösseren Ganzen, das den Westen umfasste. Dass die Ostdeutschen einen reichen Bruder hatten, war ihr Glück, aber auch ihr Unglück.
Mein neuer Beitrag in der Neuen Züricher Zeitung
Nachhilfe für PHOENIX-Journalisten – Herr Lüders und die Quellen
Am 20. Januar behauptete der „Nahost-Experte“ Michael Lüders bei Phoenix-TV, dass in der Ukraine 500 US-amerikanische Blackwater-Söldner kämpfen, solche, „die auch in den Irak geschickt worden sind“. Irgendwelche Quellen, Belege oder Beweise nannte er nicht, die Journalistin nahm die Aussage unwidersprochen hin. …weiterlesen »
Spannende Ukraine-Berichte
Egal, mit wem ich in Deutschland spreche, fast jeder kritisiert reflexhaft „die Medienberichterstattung“. Dabei erscheinen täglich Dutzende spannende Berichte „in den deutschen Medien“.
Hier einige Beispiele: …weiterlesen »