Denkmäler im Donbass

Kondrat Bulawin (1660 – ?), Anführer eines Volksaufstandes, kämpfte offen- bar in einer fröhlichen Weise. Mit Zipfelmütze und Schnabelschuhen, den Rock keck geöffnet, so hat ihn der Bildhauer verewigt. Die Haltung der linken Hand zeigt: Er kann auch reden; der Bart zeugt von seinem Stolz. Man kann ihn sich gut als einen Vertreter der Vernunft vorstellen, aber auch als wilden Trunkenbold. Die Reformen Peter des Großen, die Russland „Fortschritt“ brachten, hießen für ihn als Leibeigenen, dass er nun auch von Nichtadligen in die Fabrik verkauft werden konnte. Außerdem galt neuerdings die „rekruttschina“,  eine permanente staatliche Wehrpflicht, die 1705 erstmalig in den europäischen Staaten von Peter I. per Gesetz deklariert wurde. (Foto: Novoaidar, Ukraine, 14.7.08, 16.30 Uhr)

Der Soldat aus dem Maschinenzeitalter hat keine Individualität. Seine Kampfpose ist der Art der Bewaffnung gänzlich unangemessen. Dass er auf jedweden Schutz verzichtet, macht ihn in der Propaganda zum Helden, in Wahrheit jedoch zeigt es, dass sein Tod nicht sinnvoller ist als das Durch- bauen eines Kohlkopfes, wie Hegel sagt. Auch dieser Held kämpft für etwas Edles und Gutes, für die Heimat und für das Recht, aber wie er es tut, ganz ohne Angst, sogar frisch frisiert, das zeigt, mit welchem Nihilismus das Positive im 20. Jahrhundert durchdrungen ist. Alle sollen so leichtsinnig sterben wie der eine. (Foto: Slovianoserosk, Ukraine, 14.7.08, 19.11 Uhr)

Der Arbeiter ist nun auch ein Kämpfer, ihm scheint die Arbeit nichts auszumachen, entspannt zeigt er seinen Waschbrettbauch. Er hustet nicht, wie der echte Arbeiter, der zwar in einem gelben Bus fahren darf, aber sonst in einer schwarzen Landschaft lebt. Er wird nun nicht mehr, wie sein Vorgänger, der Leibeigene, nach Bedarf in Ketten gelegt und körperlich gezüchtigt – er trägt die Peitsche längst im Kopf mit sich herum. (Foto: Sta- chanow, Ukraine, 15.07.2008, 10.26 Uhr)

Kondrat Bulawin; http://www.bauernkriege.de/bulawin.html

Themen: Tour de Wolga

Ein Kommentar to “Denkmäler im Donbass”

  1. katja petrowskaja schreibt:
    29th.September 2008 um 11:14

    sehr schön! diese reihe endet ganz friedlich
    http://metroblog.ru/post/1314/

Kommentare

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