Der Bär

Die Nacht im Maisfeld tat mir gut. Nach mehreren Regentagen sind Zelt und Schlafsack wieder trocken und gut durchlüftet. Ich fahre einige Kilometer auf der Landstraße Richtung Süden, fotografiere die ersten Bushaltestellen, drei in einer Stunde. Sehr ungewöhnliche figürliche Darstellungen, sowohl tratschende Bäuerinnen als auch lustige Krieger, die im Gleichschritt „in die immerfort weiter sich öffnende graue Zukunft“ marschieren. Ein Ort heißt Ataki, also wohl Angriffe.

Dann ein Restaurant, ich kann der Versuchung nicht widerstehen, einen Espresso zu bestellen. Der Anblick des Bären hinter den Gittern verdirbt mir die morgendliche Laune. Was mag der Besitzer für ein Mensch sein? Ich habe das Große, Starke, gezähmt, ich Held, mir wachsen Schläfenmuskeln? Der Bär ist natürlich schon ganz meschugge vom jahrelangen Hin- und Herlaufen.

Im Wald und in Freiheit möchte ich ihm allerdings auch nicht begegnen, er ist viel zu schlau und rück- sichtslos.

28.07.2008, Kaminnets-Podilsky – Chernivtsi

Themen: Tour de Wolga

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