Flutkatastrophe

Ich denke immer noch an gestern.* Vor Verchovyna war ein Teil der Straße von den Fluten fortgespült worden. Ich fragte den Einsatzleiter der Katastro- phenhilfe, ob es möglich sei, mit dem Fahrrad weiter zu kommen. Er, nach einigem Zögern: Möglich sei das wohl. Aber müssen Sie denn weiter? Es ist sehr wichtig? – Natürlich! Ich zweifelte nicht eine Sekunde. Erst später fiel mir ein, dass ich wahrscheinlich der einzige in diesem Chaos war, der gar nichts musste. Das Wasser hatte auch Häuser und Ställe mitgerissen, aber auf der festen Straßenseite wurde weiter an neuen Häusern gebaut. Leute, Leute, dann müsst ihr euch nicht wundern! Gott, hier zeigt jeder Blick in ein Gesicht auch ein Schicksal (in meins wahrscheinlich auch). Jetzt, am Morgen, nieselt es bloß noch. Im ersten Dorf hat die Flut ebenfalls gewütet, der Straßenteer ist an mehreren Stellen aufgeweicht. Die Bushaltestelle scheint hässlich zu sein, ich will erst gar nicht vom Fahrrad steigen, es ist so kalt und durchnässt bin ich auch schon. Ein Mütterchen, eine Babusch, zieht einen Handwagen mit einer Gasflasche über die Schlammrinnen. Im Vorbeifahren sehe ich, dass ihr der Wagen umkippt, die Flasche ins Wasser rollt. Ich halte an, lade die Flasche wieder auf, sehe mir gleich die Bushaltestelle genauer an. Und so etwas Schönes hätte ich fast nicht bemerkt! – 30.07.2008, 9 Uhr 09

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Themen: Russland - Ukraine, Tour de Wolga

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