Tour de Wolga 2009

Man weiß ja nie, was noch kommt, aber im Moment kann ich sagen, dass ich zur diesjährigen Tour de Wolga mit solch guten Gefühlen aufbrechen werde wie zu kei- ner der vorherigen Fahrten.
Das liegt natürlich zum einen an der GROSSEN KRISE und ihren Folgen, d.h. an der Wiederkehr von Alternativen. Endlich ist diese verschnarchte Gesellschaft bereit (gezwungen), nach dem Wozu zu fragen; endlich dämmert es vielen, dass die Nütz- lichkeit nicht mehr nützlich ist.
Man sagt jetzt auch wieder Kapitalismus! NZZ von gestern, Leitartikel: „Mozart und der Kapitalismus“. Noch vor einem Jahr erklärte mir eine Redakteurin, dass man dieses Wort nicht mehr verwende.
Fast zwanzig Jahre konnte man lachen über die Versuche, die kapitalistischen Prinzipien zu bekleben mit abfedernden Begriffen, von einer sozialen Marktwirtschaft zu sprechen; nun aber würgt die Wirklichkeit den schönen Schein. Man vergisst in diesem Zusammenhang u.a. gern den Außenhandel und die Außen- politik; letztere wird auch für Deutschland als Interessenpolitik definiert.

Andererseits werde ich mich auf der diesjährigen Reise an so viele spannende Gespräche erinnern wie schon seit Jahren nicht mehr. Mit dem „Blauen Elefanten“ im Gepäck öffnen sich viele Türen, auch zu den wirklich interessanten Menschen, darunter mehrere Radfahrer, die ebenfalls gen Osten aufbrechen.
Einer will bis Peking fahren, im Januar will er ankommen, vielleicht treffen wir uns in der Ukraine. (Privet C.!) Vor kurzem erst war er mit dem Rad in Afrika.
Auch zwei Frauen wollen die Ukraine bereisen, und im nächsten Jahr an die Wolga. Mit einer telefonierte ich; sie meinte, als Rad fahrende Frau wecke man häufig Beschützerinstinkte, werde man häufig eingela- den. Rasch waren wir uns einig, dass beim Radfahren in fremden Ländern gerade die Schutzlosigkeit ein Schutz ist.

Themen: Tour de Wolga

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