Berichte aus der Kälte

Heute bin ich mal wieder gewandert. Zusammen mit M., der mich manchmal einlädt, ihn auf seinen Touren durch das Berliner Umland zu begleiten. 18 km, schätzte er, seien wir gelaufen.
Er hatte natürlich seinen Spass, weil er meine Fantasie so abstrus findet, ab 3. Januar die Ukraine von West nach Ost zu Fuss zu durchqueren, evtl. weiter bis an die Wolga, in die Märchenstadt Saratov.
Der Wind pfiff recht heftig, und M. meinte: „Nun stell dir zwanzig Grad minus vor, und die Pulka musst du auch noch hinter dir herziehen!“
Ich hatte ihm vor einiger Zeit, wie so oft als erstem, erzählt, über welche neue Herausforderung ich nach- denke. Winterwanderung an die Wolga, die Bushaltestellen im Schnee fotografieren (und natürlich die vielen guten Menschen, die ich unterwegs treffen würde).
Er hatte dann die Idee mit der Pulka, also einer Kombination zwischen Schlitten und Wagen, die für den Transport des Gepäcks wohl geeignet sein könnte.
M. zweifelt so schön. „Du wirst im Schnee die Orientierung verlieren. Du unterschätzt die Gefahr des Erfrie-rens.“ Und tausend Fragen nach der nötigen Ausrüstung.
Allerdings würde es ihm gefallen, alle zwei Tage Life-Berichte von der Schneefront zu lesen.
So fabelten wir …

Dazu passt die Lektüre eines Artikels über Jack London. „Die Angst um das eigene Leben erscheint ihm fremd, der Glaube an die eigene Unzerstörbarkeit groß.“ Nun ja, es ist ein Lustgefühl, etwas mehr zu riskie- ren, als Büroarbeiter sich gemeinhin vorstellen können.
„Ich hasse meinen Job“, bekannte er gegenüber einem Journalisten. „Ich hasse ihn. Ich finde keine Worte, um meinen Ekel auszudrücken.“
Dieses Gefühl kenne ich sehr gut. (Die Bezahlung ist zu schlecht, und man ist von zu vielen Subjekten abhängig, die nicht satisfaktionsfähig sind.)

Themen: Tour de Wolga

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