Die Glücksritter des Bösen (2)

Hier eine überzeugende Darstellung von Gewalt in Russland aus dem russischen Film „Garpastum“. Ästhetisch schön, mit Liebe zum Detail, streng fotografiert, wird Gewalt als etwas Notwendiges dargestellt, das sich selbst erklärt.

http://www.youtube.com/watch?v=5mW_le6Fj6s&feature=related

Ebenso hier in „Mein Freund Iwan Papschin“ von 1984:

http://www.youtube.com/watch?v=qu_r_5Whj4E&feature=related

Besonders die letzte Szene in diesem Auszug ist drastisch, aber eben auch intelligent und witzig und in einer makabren Weise einer offenen Ästhetik verpflichtet, keiner pädagogischen und tyrannischen.

Themen: Russland - Ukraine

2 Kommentare to “Die Glücksritter des Bösen (2)”

  1. Nadja schreibt:
    8th.Februar 2011 um 21:13

    Christoph, ich wundere mich sehr. Es ist nicht nur Gewalt, es ist eine ausgesprochen dreckige Gewalt. Eine schmutzige Ganovenwelt. Ästhetisch schön – mein Gott. Und das alles ist Inbegriff Russlands. Und ich kenne dieses Russland nicht.

  2. Honigdachs schreibt:
    12th.Februar 2011 um 11:08

    Liebe Nadja, es geht hier um die Darstellung des Bösen (besser: der Gewalt) in der Kunst, speziell im Film. Ich hatte auf Empfehlung von Freunden den Film „Mein Glück“ gesehen. Der Regisseur, Sergei Loznitsa, ist eine Russe, er lebt seit vielen Jahren in Berlin, der Film ist eine ukrainisch-deutsche Koproduktion.
    „Mein Glück“ ist unglaublich brutal, ich habe den Film gar nicht bis zu Ende gesehen. Geärgert hat mich die ästh. willkürliche Darstellung von Gewalt, die Gewichtung. Der Film will / soll eine Parabel auf Russland sein. Nun, unter diesem Begriff kann man so gut wie alles rechtfertigen.
    Im Vergleich dazu „Mein Freund Iwan Lapschin: Hier ist Gewalt menschlich dargestellt. Grausam ja, aber man versteht warum. Es kämpfen nicht nur (wie in Mein Glück) die Starken gegen die Schwachen, sondern, wie in der letzten Szene des 9.Teils, den ich zum Ansehen empfohlen hatte, auch die Erniedrigten und Beleidigten.
    Ich kann also nicht akzeptierten, in der Kunst eine Wolllust der Gewalt zu sehen. Zumal mich speziell an diesem Films ärgert, dass er wieder die ewigen Russland-Klischees aufwärmt.
    Meine Freunde meinen, ich als Radfahrer würde natürlich eine geschönten Blick auf Ru (oder ehemalige SU) haben, da in dieser Verkleidung der Fremde herzlich begrüßt werde, anders als wenn man mit dem Lieferwagen kommt, der mit Mehl beladen ist, das man klauen kann.
    Gewalt und Schönheit scheint ein Widerspruch. Aber es gibt ja auch schöne Trauerfeiern, schöne Trauerreden.
    Eine gelungene ästh. Darstellung von Gewalt lässt nach meiner Überzeugung immer etwas offen – sie zwingt den Zuschauer nicht zu einer bestimmten Sicht, sie ist nicht doktrinär.
    In Lapschin sind es die unglaublichen Farben und kompositorischen Raffinessen, die mich faszinieren. Und die gnadenlos guten Schauspieler.
    Ich bemerke immer wieder, dass Künstler, die selbst keine schwere Gewalt erfahren haben,
    diese ideologisch darstellen, wertend, unter bestimmten definierten Voraussetzungen, meistens unterschwellig polemisch, anklagend. Das lehne ich ab, weil es Erkenntnisse verhindert. Es hat wenig Zweck, über Auschwitz moralisch zu urteilen.
    Ich selbst assoziiere mit Russland gar nicht das Böse. Ich liebe das Land, liebe mein Saratow, ich will eben kein Glücksritter des Bösen sein, der um der Sensationslust willen zynisch das Leid anderer Leute betrachtet.
    „Mein Glück“ hat tatsächlich eine Botschaft, und die lautet: Das Leben sei in Russland sei Jahrzehnten verroht, brutalisiert. Sie und ich wissen, dass es in dieser Pauschalisierung falsch ist – schließlich gibt es auch das Andere – Solidarität, Lust, Hoffnung, Heiterkeit etc.
    „Lapschin“ hat vielleicht auch eine Botschaft, aber die ist weniger klar, lässt Spielraum.
    Der Zuschauer gelangt im besten Fall doch zu Einsichten, die da lauten können: So ist der Mensch! Das haben wir uns angetan? (Ausrufe des Alltagsbewusstseins).
    Übrigens ist es schon möglich, dass Männer Gewaltszenen gelassener ansehen als Frauen, sezierend; aber Frauen betrachten die Liebe vielleicht nüchterner. Diese Bemerkung bezieht sich natürlich auf Ihren Ratschlag, Liebe zu funktionalisieren, den ich ja, wie Sie wissen, unglaublich böse finde.
    Nach Saratow ist der Winter zurückgekehrt, hörte ich. Hier ist schon fast Frühling, mir kribbelt es schon in den Beinen …
    Herzliche Grüße, liebe Nadja.

    Ich sende Ihnen hier noch meinen letzten Zeitungsartikel aus dem „Freitag“ über die „Gaunerchansons von Lenin bis Putin“, der bis jetzt nur in der Printausgabe erschienen ist, in dieser Woche.

Kommentare

  • Honigdachs-Galerie

  • Themen