Mosaike 2012 (2)

Vor zwei Jahren habe ich eine Schule besucht, in der Schueler von der ersten Klasse an in der Keramikkunst, auch im Malen, Zeichnen und Toepfern, ausgebildet werden. Diese Schule steht nicht weit von Poltawa, ich werde gelegentlich Fotos von den Arbeiten der Schueler zeigen. Das ganze Gebaeude ist ein Haus der Kunst, in allen Fluren und Klassenraeumen haengen die Werke der jungen Talente.
Man sieht an diesem Beispiel, dass die Tradition gepflegt wird, wenn auch unter schwierigen Bedingungen.
Ein Mosaikleger aus Poltawa, der einige der schoensten Wartehaeuschen der Ukraine gestaltet hat, hat mir bestaetigt, dass es fuer die Gestaltung der Mosaike keinerlei ideologische Vorgaben gab. Jedoch darf man vorauseilenden Gehorsam voraussetzen, natuerlich haette ein dissidentisches, subversives Mosaik die Fahrgaeste nicht lange erfreut. Doch waehrend in der fruehen Periode plumpe Propaganda-Motive gar nicht selten waren, fand im Laufe der fast dreissig Jahre, in denen der oeffentliche Raum wie fuer die Ewigkeit gestaltet wurde, eine zunehmende Verkitschung statt – ganz wie Heiner Mueller beobachtete: „In Zeiten der Reaktion werden Landschaften schoen.“

Ich selbst folge immer noch dem irrwitzigen Plan, alle Buswartehaeuschen der Ukraine als Radfahrer zu fotografieren. In der Ukraine soll es 175.000 Strassenkilometer geben, 20.000 habe ich bewaeltigt, etwa 50.000 kann ich vernachlaessigen, weil es sich eher um Feldwege als um Strassen handelt, an denen keine Wartehaeuschen stehen. In einem guten Sommer fahre ich 4-5000 km in der Ukraine, das heisst ich muesste noch 20-25 Jahre diese Tour de Wolga schaffen, um eine Art Lebenswerk zu hinterlassen.
Das wichtigste Ziel ist natuerlich, am Ende doch eine Oeffentlichkeit fuer diese Kunstwerke zu interessieren und die schoensten und wichtigsten Mosaike zu restaurieren und zum UNESCO-Kulturerbe zu erklaeren.
Insofern finde ich es gar nicht schlimm, wenn meine Ideen und Arbeiten geklaut werden.
Aber die Behauptung der FAZ, dass diese Kunstwerke unentdeckt seien, hat mich doch geaergert – schliesslich sollte Fairness walten und Ehre dem zuteil werden, der sie verdient.

Eine interessante Aktion waere es, zum Beispiel in Berlin eine einziges Wartehaeuschen so zu gestalten, wie es in der Ukraine (oder in Russland) lange Zeit ueblich war.

Themen: Tour de Wolga

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