Der Ukraine droht die „Freiheit“ – der Anarchie

Diese Prognose darf man wagen: Die Ergebnisse der ukrainischen Parlamentswahlen vom 28.10.2012 werden einen größeren Einfluß auf die europäische Geschichte haben als die Wahl des Präsidenten der USA.

Eine ausführliche Machtanalyse kann man hier lesen:
„Parlamentswahl 2012 – Prüfung in Demokratie nicht bestanden“, von Kyryl Savon und Andreas Stein, „Ukraine-Nachrichten“.

Die brisanteste Information: „Zumindest bei diesen Wahlen stammt ein großer Teil der Wählerinnen und Wähler von ‚Swoboda‘ aus russischsprachigen Kreisen und auch vor allem der hauptstädtischen Intelligenz.“

Die Gebildeten rufen nach einer radikalen Ordnungsmacht, nach Straßenkämpfern. Das erinnert an? Die Antwort erübrigt sich, man kennt die Spielregeln politischer Radikalisierung zur Genüge, bis hin zu den bizarren Konstellationen „Wir (!) rufen Hitler gegen Thälmann, Hitler gegen die Sozialfaschisten von der SPD“ – oder: „Bandera gegen Stalin, Hitler gegen Stalin“.

Die Befürworter einer Spaltung der Ukraine können zufrieden sein, sie haben einen sensationellen Sieg errungen. Seht her, Janukowitsch kann sich neuerdings zum Diktator ernennen! Dass man selbst an diesem Spiel beteiligt ist, verschweigt man lieber.

Dabei sprechen auch die neuesten Wahlergebnisse gegen die mörderische Behauptung von der kulturellen und polit. Spaltung der Ukraine – schließlich hat Janukowitsch real auch im Osten nur 20 Prozent der Wähler (nicht der Stimmen) für sich gewinnen können.

Das Blut-und-Boden-Denken ist also salonfähig geworden. Vertreter dieser Spezie erhalten in Deutschland Friedenspreise; man liebt seine U-Boote.

Noch immer ist es unwahrscheinlich, dass es in einer Ukraine zu einer Diktatur kommen wird, jedenfalls keiner, deren Machtbereich das ganze Land umfasste. Dafür fehlt vor allem die materielle Basis.

Wahrscheinlicher ist eine Entwicklung zum offenen Bandidentum, zur Gründung anarchistischer Enklaven in Machnoscher Tradition. Abenteuerlustige und arbeitslsoe Jugendliche gibt es ausreichend, Waffen und moralische Gründe ebenfalls.

Im polit. und publizistischen Westen merkt man gar nicht, dass Europas Rücken brennt. Ach, es ist ja bloß die Ukraine!
Doch sollte man bedenken, dass in den letzten 20 Jahren etwa 5 Millionen Ukrainer in westliche Staaten ausgewandert sind und dass nahezu jede ukrainische Familie mindestens einen Verwandten im Ausland hat.

Themen: Russland - Ukraine

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