Ja, es ist Krieg

Serhij Zhadan beschreibt in der NZZ die Lage im Donbass, im Osten der Ukraine, korrekt. Der Krieg hat sich verselbständigt. Es gibt nicht mehr bloß zwei Kriegsparteien, sondern mehrere offizielle, halboffizielle und inoffizielle. Lokale Gruppen geben sich einen Namen, verteidigen oder erobern eine Stadt oder Siedlung.
Gerüchte wie das vom vergifteten Wasser mobiliseren den Zorn. Banken werden überfallen, alte Rechnungen beglichen – Wer schützt die Oligarchen? – Kommt Janukowytsch zurück? – Die Tschetschenen sind da. – Die meisten Menschen gehen ihrer Arbeit nach.

Über die Menschen in Slowjansk erzählt man sich Witze. Gestern lebten sie in der Ukraine, heute in der Donezker Republik, morgen in Russland, übermorgen in der Putinunion.
„Genossen, wir üben die neue Sprache! Lernt Eure Adressen auswendig! Leninstraße, Putinunion. Notiert eure Fehler aus der Vergangenheit, als Ihr im ukrainischen Faschismus leben musstet! Ihr wisst, Eure Telefongespräche haben wir aufgezeichnet! Wer freiwillig seine Fehler gesteht, hat in der neuen Gesellschaft eine Chance! Leninstraße, Putinunion. Oder Thälmannstraße.“

@Julia: Ich erhalte nicht bloss von einer Person Informationen, sondern von vielen. Russland hat der Ukraine am 1. März den Krieg erklärt – siehe die Rede Oserows im Russischen Senat.  Jetzt ist Krieg. Jetzt kämpfen viele Gruppen gegeneinander, nicht bloss zwei, nicht bloss „Ukraine“ gegen „Russland“.
Jetzt leben alle Ukrainer in Angst, Julia. Nicht bloss deine Verwandten. Alle. Putin wollte es so.

Themen: Russland - Ukraine

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