Преступление и наказание
Verbrechen und Strafe: Ende der 90 er Jahre nahm ich einen ILLEGALEN in meiner Wohnung auf, einen Russen aus Donezk. Der arme Mensch wusste nicht, wie er wieder nach Hause kommen sollte. Ganz im Sinne Immanuel Kants hatte ich mir die Frage beantwortet, ob ich ihm Obdach gewähren dürfe. Wie soll man sich als gesetzestreuer Bürger verhalten, wenn ein vom Staat Verfolgter um Einlass bittet? Die Antwort nach Kant lautet: Den Verfolgten zur Vordertür hineinlassen und zur Hintertür wieder herauslassen, so hat man den Gesetzen Genüge getan und dem eigenen Gewissen. Ich durchtrennte den moralischen gordischer Knoten, indem ich den Flüchtling außer Landes brachte, im Kofferraum meines Autos.
Wahr oder nicht wahr, so kann es gewesen sein.
1999 besuchte ich Kolja in Donezk, ausgerechnet im Dezember. Kolja zeigte, was Donezk bei minus fünfzehn Grad zu bieten hat. Ein McDonalds-Restaurant. Eine Prachtstraße im Zentrum, in der, meinte Kolja, „nur Juden wohnen“. Er würde einen Juden immer am Aussehen erkennen, sagte er, aber Antisemitismus lehne er ab.
Besonders stolz war er auf seine Wohnung. Echte deutsche Raufaser-Tapete an den Wänden! Weiße Gardinen wie in einer echten deutschen Wohnstube!
Welche Natter hatte ich an meiner Brust genährt? Für deutsche Raufaser-Tapete hatte er im Gefängnis gesessen, sich um seinen Lohn betrügen lassen und in Angst vor der Polizei gelebt?
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