Hungerstreik

Berlin, 23.07.2025
Mein neuer Arzt motiviert mich, ich sollte dies und jenes Organ überprüfen lassen. „Du sollst doch Putin noch eine Weile ärgern!“.
Na gut, wenn es sein soll.
Doch kurz darauf hätte ich fast einen Herzinfarkt bekommen. Ich will einen neuen Pass beantragen, da lese ich:
„Das Bürgeramt Berlin-Pankow kann
– kein Bargeld
– keine Kreditkarten
– keine Debitkarten (was ist das?)
als Zahlungsmittel annehmen.
Zahlungsvorgänge können ausschließlich mit einer girocard (EC-Karte) erfolgen.“

Wo bin ich? Wie bitte? EC-Karten? Ich erinnere mich, die wurden hier früher aus Holz geschnitzt und auf Eselskarren durch Berlin gefahren. Aber so etwas habe ich nicht, ich komme aus einem modernen Land. Ich kann in allen möglichen Formen bezahlen, sogar mit Papiergeld, auch mit einer goldenen Karte, auch virtuell. Aber was soll ich mit EC-Karten? Und warum NUR mit ihnen?
Die Sachbearbeiterin meint, in der Terminbestätigung sei ja geschrieben worden, dass man nur mit EC-Karten zahlen können. Sie zeigt in dem Schreiben auf die Formulierung:
„Zahlungshinweis: – Girocard (mit PIN)».
Aber man schreibt ja nicht, dass man AUSSCHLIESSLICH mit diesen rätselhaften Karten zahlen kann.
Ich sage der Sachbearbeiterin, dass ich erst aufstehen werde, wenn sie eine Möglichkeit findet, mich bezahlen zu lassen. „Sonst trete ich in den Hungerstreik“, sage ich. Einen Pass brauche ich und ich habe ein Recht auf ihn, bezahlen kann ich, also bitte, liebe Steinzeitmenschen, denkt ein bisschen nach.
Die Frau ruft die Direktorin und erzählt ihr, welcher Skandal sich anbahnt. Oh Wunder, die Frau hat ein gutes Herz, AUSNAHMSWEISE werde es gestattet, bar zu bezahlen.

Ein Freund, der in der Brüssler Börokratie beinahe wahnsinnig geworden wäre und sich deshalb beurlauben ließ, kommentiert gleich darauf:
„Ich sehe den humoristischen Aspekt, werde Freunden einiges zu erzählen haben. Ein echter Held, bleibt in poltava, obwohl auf der russischen Abschussliste stehend, todesmutig Logistik für die Front organisieren, immer wieder unter Lebensgefahr in den russischen Drohnen-und Artilleriehagel. Unfassbarer Mut und Courage, fürchtet die russischen Folterknechte nicht. Aber es gibt grausamere Mächte als den Russen: Vorm Berliner Bürgeramt k.o. geschlagen und besiegt!»

Themen: Politik und Gesellschaft

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