Immanuelkirche
Berlin, 22.07.2025
Gestern war die Veranstaltung in der Immanuelkirche. 70 mir offenbar freundlich gesonnene Menschen waren dort. Statt der geplanten 40 – 50 Minuten redete ich 90! Ich fragte nach 50 Minuten, ob ich weiter erzählen soll oder ob wir diskutieren wollen. Die Entscheidung war eindeutig, also gut. Anfangs war ich unsicher gewesen, denn es ist so ungewohnt, Deutsch zu sprechen.
Zuerst zeigte ich Fotos, einige von meinen Radtouren, Kohlearbeiter, Ukrainer in Wartehäuschen vor Mosaiken, zerstörte Brücken im Krieg, ein brennendes Haus in Poltawa, meine Arbeit als Freiwilliger, die fleißigen Großmütter, Dima Bandurist …
Fast auf den Tag genau vor 40 Jahren war ich in das Haus gegenüber der Kirche gezogen, d.h. ich hatte eine leere Wohnung besetzt, die mir ein befreundeter Schauspieler empfohlen hatte, der nach Brasilien ausreisen wollte, – und tatsächlich bekam er 1988 die Genehmigung zur Ausreise, tatsächlich lebte er dann einige Jahren in Brasilien, aber dort erkrankte er bald schwer und verstarb sehr früh.
Wahrlich, das waren finstere Zeiten! In meiner Wohnung gab es keinen Strom. Aber in der leer stehenden Nachbarwohnung. Also bediente ich mich dort. Komponisten dürfen Notenblätter klauen, Skribenten Licht stehlen.
Jetzt durfte ich in dieser Kirche gegenüber reden, allerdings aus makabren Gründen. Ich habe mich auf zwei Aspekte des Krieges konzentriert, auf das Überleben im Krieg und auf das Verstehen des Krieges, jenseits aller Gefühle und aller Moral. Also nicht über das bewaffnete Kämpfen, damit habe ich keine Erfahrungen. Oder über die Versorgung von Verwundeten. Oder über Sport im Krieg.
Nein, überleben und verstehen, das sind zwei der Aspekte, über die ich einigermaßen kompetent sprechen kann.
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