Denken als Beruf (1)
Poltawa, 29.08.2025
Meine beste Quote war: pro Gedanke (Diagnose, Prognose, Konfliktbeschreibung) bekam ich 150 Schweizer Franken. In einem zehnminütigen Vortrag mit zehn Gedanken, die vor mir noch niemand gedacht hatte, soweit mir bekannt.
ziemlich billig, wenn man bedenkt, dass ich für jeden dieser Gedanken etwa drei Tage arbeiten muss – tatsächlich ARBEITEN. Denn der Gedanke muss so genau wie möglich formuliert und geprüft werden, wozu oft stundenlange Recherchen notwendig sind.
Einem meiner bestbezahlten Gedanken widersprach seine Exzellenz, der Botschafter der Ukraine. Doch wenige Monate später zeigte leider die Praxis, dass mein Gedanke sich bewahrheitete – die ruzzen begannen tatsächlich ihren heimtückischen Überfall auf die gesamte Ukraine.
Der Botschafter widersprach im Oktober 2021 dieser Möglichkeit, nachdem ein Geschäftsmann von mir wissen wollte, ob ich Investitionen in der Ukraine empfehlen könne.
„Westlich des Dnipro können Sie investieren, östlich des Dnipro besser nicht, weil das Risiko zu groß ist, dass in diesen Gebieten gekämpft werden wird.“
Nun, der Botschafter hätte vielleicht seinen Job verloren, wenn er meiner Einschätzung öffentlich zugestimmt hätte, schließlich gehörte es zu seinen Aufgaben, Investoren in die Ukraine „zu locken“. (Wie gut wurde dieser Mann und wurden ukrainische Diplomaten eigentlich mit nachrichtendienstlichen Informationen versorgt? Waren die Ukrainer auch so deppert wie die Deutschen und die meisten westlichen Dienste? Das wird in einigen Jahrzehnten ein ergiebiges Forschungsfeld sein.)
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