Der Direktor

Montag, 11.6.07, Tynivka – Biloziri, 145 km (1905). Kopfschmerzen noch von der Brigadefeier. Bis zum Nachmittag stehen nur noch gekachelte Bus- haltestellen an den Straßen. Das macht aber nichts. Die Sonne scheint, ich fahre mein übliches Tempo – und sammle unterwegs wieder Glückwünsche und Komplimente.
Erste Begegnung mit einem Schuldirektor. Ich will mir eigentlich das Schevtschenko-Museum ansehen, es ist aber heute am Montag geschlossen. Der Direktor kommt aus dem Gebäude und befragt mich. Er stellt die üblichen, sich wiederholenden Fragen. Woher, wohin, allein, im Wald? Nach jeder Antwort lacht er. Er stellt die nächste Frage und lacht wieder. Er muss sein Lachen nicht erklären, ich verstehe ihn auch so.
Wir schwatzen noch ein bisschen. Die Schule ist privilegiert, er leugnet es nicht, der Präsident war hier und weihte sie ein, man ist mit Technik gut ausgestattet und arbeitet selbstverständlich im Unterricht mit Computern. Er ist auch noch ein Abgeordneter in einem Regionalparlament.
Er wippt auf den Fußspitzen, er treibt sicher Sport.

Hinter der nächsten Kurve beginne ich laut zu reden.
Toll! Ein toller Typ! Ein Lehrer, von dem Schülerinnen träumen! Drahtig, sportlich, elegant, gerecht! Und intelligent genug, Witze schnell zu verstehen.
Ach nee, um nicht in weiteres Pathos zu verfallen, schalte ich vom christlichen Sender zum Sportkanal.
Ich berichte von der Tour de Wolga mit dem Ehrgeiz, in jedem Satz mindestens eine Stilblüte unter-zubringen.
Der Fahrer hat neuen Mut getankt. Heldenhaft kämpft er gegen den nächsten Berg. Schnatternde Gänse verteidigen ihr Wegerecht. Einer Bäuerin fällt die Sense aus der Hand, sie betet zum Herrgott, als täte es Frösche regnen.

Themen: Tour de Wolga

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