Sturz und Diebstahl
In Saratov begann die Pechstraehne schon: mit einem Sturz am Stadtausgang. Hinter einer Kurve lagen Strassenbahnschienen im Boden, ich sah sie zu spaet, fuhr im spitzen Winkel auf sie zu. Ich lag auf der Strasse, das naechste Auto war Gott sei Dank einige Meter entfernt, der Fahrer konnte rechtzeitig bremsen. Ein Mann aus einer Autowerkstatt eilte herbei, er holte meine Trinkenflasche von der Strasse, die aus der Halterung gesprungen war. Ich blutete am linken Knie und am Schienenbein, auch am Ellenbogen. Die Wunde macht spaeter noch einigen Eindruck, selbst die Offiziere an der Grenze verzogen schmerzverzerrt ihre Gesichter, waehrend sie meine Papiere kontrollierten.
Aber es war nichts Ernsthaftes passiert. Nachmittags folgten auf die grosse Hitze heftige Gewitter, ich wartete den schlimmsten Regen in einer Bushaltestelle ab, es war kuehl wie im Herbst.
Dann verhielt ich mich taktisch unklug, kaufte nicht rechtzeitig Getraenke, musste deshalb laenger fahren als ich wollte. 220 km, nach 11 Stunden Fahrzeit, das war eindeutig zuviel fuer den ersten Tag. Am zweiten Tag, wieder mit heftigen Gewittern am Abend, drosselte ich das Tempo, fuhr bloss noch 143 km.
Der naechste Tag brachte hefitige Steppenwinde, ich war schon am Mittag ganz erschoepft, kam nur auf 12 km/h.
In Ust-Busuluskaja machte ich eine Pause, trank zunaechst einen Liter Apfelsaft vor einem Dorfgeschaeft, waehrend etwa zehn Leute auf mich einbruellten: Wo kommen Sie her? Fahren Sie noch weit? Wo schlafen Sie? Reisen Sie?
Ich fragte nach Restaurant oder Bar, es gab keine, das wurde mir lautstark gesagt. Besonders eine Pensionaerin tat sich beim Bruellen hervor, ich fragte, ob sie Lehrerin sei, woraufhin die Dorfjungs kicherten.
Einer von ihnen wird der Dieb meines Computers sein, vermute ich, denn mit einem Diebstahl setzte sich meine Pechstraehne fort. Erst gestern, vier Tage spaeter, bemerkte ich ueberhaupt den Verlust des Computers, so klein und leicht ist er. Und in Ust-Busuluskaja wurde er mir entweder, das ist sicher. Ich blieb vom Mittag bis zum naechsten Morgen, denn ich nahm eine Einladung an, von einem dagestanischen Mann. Ihn verdaechtige ich nicht. Seine Frau und seinen Neffen auch nicht. Obwohl, sein Neffe, etwa 12 Jahre jung, schien eine Spur zu brav fuer sein Alter …
(Donetsk, 17.7.08)
Themen: Tour de Wolga