Die Glücksritter des Bösen (1)

Der unglaublich brutale Film „Mein Glück“* wurde mir von zwei Freunden empfohlen. Einer schrieb:
„Der Film ist für mich auch eine Art Parabel auf Russland. Um als Mitteleuropäer zu verstehen, wie dort die Leutchen ticken, bis hinauf zum Obersten Bahnhofskommandanten bzw. Verkehrspolizisten Putin.“

„Mein Glück“ wird auch in der Presse euphorisch gefeiert. Der Filme entwerfe „das verstörende Bild einer Gesellschaft, in der die Menschen Willkür, Korruption und Brutalität ausgeliefert sind“.
Tatsächlich wird der Zuschauer „Willkür, Korruption und Brutalität“ ausgesetzt, und offenbar ist die Gesellschaft (Kritik und Publikum) so masochistisch geworden, dass sie bereit ist, in der Erniedrigung zu lernen.
Ähnlich wie in „Das weiße Band“ heißt es: Willkommen im Reich des Bösen!
Das Böse zeigt in diesem Film „klare Kante“, es ist so, wie es sich Klein Fritzchen vorstellt – so richtig brutal und gemein und kaltblütig, aber niemals widersprüchlich oder unfreiwillig komisch, niemals sentimental oder auch nur beunruhigt.
Mit anderen Worten: es ist nicht natürlich und individuell, der diagnostische Anspruch wird nur behauptet, die gestellten Fragen nicht beantwortet , weil nur der Alltagsverstand des Zuschauers bedient, das Ressentiment geschürt und die seifige Oberfläche des Bösen betrachtet werden.
„Der Zuschauer bleibe am Ende ziemlich verwirrt und auf merkwürdige Weise unbefriedigt zurück“, schreibt „Kino-Zeit“.
Die Resonanz auf den Film ist ein Zeugnis dafür, dass nur wenige Menschen wirkliche Brutalität aus eigener Anschauung oder eigenem Erleben kennen und gleichzeitig fähig sind, diese Erfahrung nüchtern und plastisch darzustellen. Letzteres schützt nämlich vor der Unterschätzung des Bösen durch Ressentiment und Polemik.

Vladimir Putin, „The coolest Presdient on Earth“

* ukrain.-dt. Koproduktion

Themen: Russland - Ukraine

Ein Kommentar to “Die Glücksritter des Bösen (1)”

  1. Johannes schreibt:
    8th.Februar 2011 um 10:36

    Hallo Ksycstow,
    das komische am Bösen hast Du leider nicht entdeckt. Von den beiden Gelegenheitsdieben die so typisch russisch, ukrainisch, moldawisch die Plane aufreißen um festzustellen das nur Mehl auf der Pritsche geladen ist. Bis hin zum Polizisten der seinem Serganten mit dem Verkehrsstab am Po einer jungen Kraftfahrerin das Ziel seiner Kontrolle andeutet. Ein Dorfpolizist welcher versucht die Unterkunft bietende Frau zum Beischlaf zu erpressen, während sein Töchterchen, fein und dörflich bis kleinstädtisch herausgeputzt im Milizauto wartet. Ja diese Welt ist gewalttätig, frauenfeindlich und mit einem Ministerpräsidenten ausgestattet der den abgesetzten israelischen Präsidenten für dessen „Frauengeschichten“ Bewunderung zollt.
    Sicherlich war es die sizilianische Mafia die dem unabhängigen ukrainschen Präsidentschaftskandidaten vergiftet hat. Sie wollte nur auf eine neue Insel, die Krim.
    Putinfreund Berlusconi hat sie vielleicht zu hart bedrängt. Selterwasser trinkende Reisende zuweilen auch auf Fahrrädern anzutreffen werden meist mit Hilfe umarmender russischer Gastlichkeit von Derartigem verschont. Der Marktplatz im Film Mein Glück, das war keine unwürdigende Entstellung, hier blickte der „Held“ des Films fassungslos in Gesichter, auf abgewandte scheue Blicke. Genauso schaut er später auch. Abgestumpft und wirr macht diese gesetzliche Gesetzlosigkeit. Wer fleißig und rechtschaffend zu etwas kommt dem wird es geneidet, geraubt oder gesetzmäßig genommen. Schöne Bilder und leise Töne, die Gesänge der Zeugen Jehovas welche abseits des Marktplatzes erklingen. Ja viele sind schon so hoffnungslos das sie dem Werben dieser fremden Sekten erliegen. Zu lange schon wurde von Lehrern und bewaffneten Philosophen ihr religiöses Empfinden zerstört.
    Bis bald J. und sei nicht so ängstlich, Du lässt doch Deinen „Ich-Helden“ mit einer KGB Giftwaffe herumfuchteln. Einer reinen Terrorwaffe.

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