Niemals langweilig: Ukraine
Aleksandr Mamtschuk schreibt über die Verhältnisse in der Ukraine in „Serkalo Nedeli„, deutsch bei „Ukraine-Nachrichten“, „Das Land, das nicht müde wird, uns zu überraschen“:
„Wir haben uns damit versöhnt, dass das Erscheinen eines Verkehrspolizisten zu der unvermeidlichen und wundersamen Verwandlung von einem zäh fließenden Verkehr hin zu einem Stau führt. Dass eine Hälfte der Straßenlaternen in der Nacht nicht brennt, eine Hälfte jedoch auch tagsüber. Dass es sein kann, dass die kommunale Heizung, wenn die Frostperiode beginnt, nicht, jedoch in der Hitzezeit eingeschaltet wird. Dass die Straßen und Häuserblöcke nicht von der Kommune, sondern von den Kandidaten für die Parlamentswahlen instand gehalten und renoviert werden (allerdings auf unsere Rechnung). Dass die beworbene Senkung der Gaspreise für den Staat ein unvermeidliches Ansteigen der Gaspreise für die Bevölkerung mit sich bringt. Dass den Oligarchen leicht Unterschlagungen in astronomischer Höhe ‚verziehen‘ werden, die einfachen Bürger jedoch wegen geschuldeter Kopekenbeträge vor Gericht gezerrt werden können.“
Letzteres gilt natürlich auch für die westliche Welt. In Ländern wie der Ukraine oder Russland, zwei noch jungen Staaten, wirkt sich die Kombination aus Raubtierkapitalismus und sowjetischen Traditionen verheerend aus. Die sowjetische Lethargie der Bürger – my home is my castle, der Rest geht mich nichts an -, gepaart mit der sowjetischen Mentalität und Macht der Bürokratie führt zu den oben genannten bizarren Erscheinungen.
Und nicht zu vergessen: Welche Volkswirtschaft würde einen Aderlass von 6 Millionen (Arbeits-)Imigranten verkraften, bei einer Bevölkerung von ehemals von 52 Millionen?
Gar nicht überraschend: Janukowitsch beweist mit seiner „Personalpolitik“ nach den Parlamentswahlen, dass er die fiese, gierige Gestalt bleibt, die er bisher war.
„Es ist sogar unterhaltsam, sich daran zu erinnern, dass seinerzeit Präsident Kutschma dafür kritisiert wurde, dass er aus Haushaltsmitteln einen persönlichen Friseur zu Auslandsreisen mitschleppte. Liebster Einsiedler Leonid Danilowitsch! Wiktor Fjodorowitsch (Janukowitsch) hält sich aus staatlichen Haushaltsmitteln einen persönlichen Bankier, einen persönlichen Wärter, einen persönlichen Wirt und so weiter.“
Neuerdings geheimbündelt Janukowitsch mit Abgesandten aus Moskau: „Die schmerzvolle Gewohnheit Wiktor Fjodorowitschs (Janukowitschs), sich mit Leuten mit russischen Pässen oder mit erst vor kurzem erhaltenen ukrainischen (oder doch nicht erhaltenen?) Pässen zu umgeben, bringt Zweifel an der Legende von Janukowitschs Argwohn und Vorsicht auf. Oder hat er bereits davon abgelassen, Putin zu fürchten?“
Der neue Chef des Inlandsgeheimdienstes, Alexander Jakimenko, „nannte noch im Jahr 2009 in einer Korrespondenz die Leiter des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation ‚unsere Führer'“.
Aleksandr Mamtschuk verweist in diesem Zusammenhang auf die Beispiele des österreichischen Kanzlers Kurt von Schuschnigg und auf Indira Ghandi. „Die Leibwächter wurden ihre Henker.“
Welche seltsamen Freunde sich die Opposition ins Boot geholt hat, wird in diesem Artikel analysiert:
„Swoboda“ – „Freiheit, die das Volk lenkt“
„‚Swoboda‘ ist das wichtigste Phänomen des Jahres 2012, der moralische Sieger der Parlamentswahlen, der Stern der neuen Rada und die heilige Kuh, die nicht angerührt werden darf.“
Ein weiterer interessanter Artikel bei „Ukraine-Nachrichten“:
Der gegenwärtig der Führer der Timoschenko-Partei „Allukrainische Vereinigung Vaterland“ (Batkiwschtschyna), spricht im Interview mit der Zeitschrift „Korrespondent“ darüber, ob es in der Ukraine zu einem ägyptischen Szenario kommen kann und über eine mögliche lebenslange Haft für Julia Timoschenko.
Weiterhin trübe Aussischten für die Ukraine? Das hängt nicht zuletzt von den Entscheidungen der EU ab.
„Im laufenden Jahr wird das Schicksal des Assoziationsabkommens zwischen der Ukraine und der EU entschieden. Auf diese Entscheidung warten sowohl die Befürworter der europäischen Integration der Ukraine als auch ihre Gegner. Es ist die Stunde der Wahrheit, die Zivilisationswahl, mit der die Ukraine ihre Entwicklungsrichtung für die kommenden Jahrzehnte festlegen wird.“
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