Die Ukraine und der Westen

Über die heißdiskutierte Frage, ob und in welchem Umfang „der Westen“ die Ukraine weiterhin unterstützen wird und sollte:
In westlichen Öffentlichkeiten macht man immer wieder den Fehler, sich den Westen als einheitlich handelndes Subjekt vorzustellen. Das kann er sein, muss er aber nicht. Sollten die USA ihre Unterstützung für die Ukraine einstellen, würden sie sehr schnell merken, dass sie damit ganz Europa als Partner verlieren. Denn ohne die USA wäre Russlands Teile-und-Herrsche-Politik erfolgreich. Dennoch würden / müssten einige westliche Länder die Ukraine aus Eigeninteresse weiterhin militärisch unterstützen, bspw. GB, Baltische Staaten, Polen, Finnland. Den Russen würde es gelingen, in der Ukraine weitere Gebiete zu okkupieren, weitere Städte zu zerstören, Millionen Ukrainer zu entrechten und zu vertreiben. Der Widerstand der Ukrainer würde aber nicht nachlassen, der Große Krieg würde in ziemlich viele kleinere zerfallen.
Ich zitiere mich mal selber aus einem Interview mit dem Hessischen RF:
„In dieser Diskussion (über Waffenlieferungen) ist viel heiße Luft. Die objektiv gegebenen Umstände und das Verhalten Putin-Russlands zwingen die westlichen Partner ja zur Unterstützung der Ukraine. Oder muss man davon ausgehen, dass der Westen kollektiven Selbstmord begehen wird und Moskau gegenüber tributpflichtig werden möchte? Will man Putin erlauben, das Recht bzw. Unrecht des Stärkeren durchzusetzen? Putin will das Faustrecht mit Hyperschallraketen durchsetzen (schrieb ich ja schon im Januar 2022 in der Neuen Zürcher Zeitung). Das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben.“
Die Formel des Erfolgs für die Ukraine, für Freiheit und Würde, ist denkbar einfach. Im Kalten Krieg hielten Nato und Warschauer Pakt ein Gleichgewicht des Schreckens aufrecht, weil ihre militärischen Fähigkeiten etwa gleich zerstörerisch waren. Heute könnte / kann die Nato militärisch viel stärker sein, Russland ist viel schwächer als der Warschauer Pakt. Es hängt lediglich vom politischen Willen ab, ob man vor Russland kapituliert und damit das 21. Jahrhundert wieder in vor-zivilisatorische Barbarei versinkt, oder ob Vernunft und Lebenslust bewahrt und regeneriert werden und das Leben in Freiheit und Würde möglich sein wird.

PS: Und wieder heulen die Sirenen. Ballistische Raketen im Anflug auf vier Oblaste.

Themen: Russland - Ukraine

3 Kommentare to “Die Ukraine und der Westen”

  1. ein Berliner schreibt:
    4th.Dezember 2023 um 15:41

    Eine pauschalisierte Ost-West-Einteilung schränkt die Unterstützung für die Ukraine dahingehend ein, dass östliche Friedensaktivisten (d.h. in der RF) unterschätzt und unzureichend gewürdigt werden. Selbstverständlich, ist eine unablässige, auf Effizienz ausgerichtete und koordinierte Hilfe aller Staaten unverzichtbar, die „keinen Bock auf russischen Terror, Größenwahn und Volksverblödung haben.“

  2. Gerätewart schreibt:
    15th.Dezember 2023 um 16:02

    Ich zitiere aus dem Artikel „Winterschutzschirm: Deutschland kündigt weitere Hilfsgüter in Höhe von 6,1 Mio. Euro für Ukraine an“ von UKRINFORM: „Seit dem Frühjahr 2022 koordiniert das BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, eig. Anm.) über das EU-Katastrophenschutzverfahren eingehende Hilfeersuchen. Das THW und das BBK wickeln die Hilfsgütertransporte durch eigene Einsatzfahrzeuge oder über EU-Vermittler ab. Bei den 415 durchgeführten Transporten sind bereits Hilfsgüter im Gesamtwarenwert von über 250 Millionen Euro in die Ukraine gebracht worden.“ – https://www.ukrinform.de/rubric-emergencies/3800621-winterschutzschirm-deutschland-kundigt-weitere-hilfsguter-in-hohe-von-61-mio-euro-fur-ukraine-an.html P.S.: <>(Erich Kästner)

  3. Gerätewart schreibt:
    15th.Dezember 2023 um 16:10

    „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“ und „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“ (Erich Kästner, 1899-1974, dt. Schriftsteller)

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