Besuch an der Front

Soldat Kolja schimpft auf die Psychologen. Ich kapiere nicht, was sie falsch gemacht haben sollen.
„Das Sanatorium war im Wald“, empört sich Kolja. 
Gut, denke ich, wo sollte ein Sanatorium sonst sein.

„Wie kann ich mich da erholen? In Wäldern haben wir die ganze Zeit gekämpft. Ich liebe die Natur, aber jetzt ist sie nicht mehr unschuldig. Die Zweige knacken, und ich prüfe, ob es ein Feind sein könnte. Der Wind rauscht, die Bäume knarren, wie auch in den Pausen in dem Wald, in dem wir beschossen wurden.“
Jetzt verstehe ich. „Das Sanatorium sollte an einem Ozean liegen?“
Sofort stimmt Kolja mir zu, mit leuchtenden Augen, versunken in die Vorstellung Seeluft einzuatmen.

Themen: Russland - Ukraine

2 Kommentare to “Besuch an der Front”

  1. Boa Sokalla schreibt:
    13th.Januar 2024 um 07:32

    Ich fühle Mitschuld und eine unendliche Wut und Ratlosigkeit. Ein Mensch auf der einen und ein Mensch auf der anderen Seite.
    Helden?
    Quo vadis…?

  2. P. Hobie schreibt:
    14th.Januar 2024 um 01:48

    Wer soll die Sanatoriumsaufenthalte der ukrainischen Kriegsopfer bezahlen, wenn sich die Bevölkerung des Aggressorstaats nach Kriegsende in Irrenhäusern befindet, und wer hätte gedacht, dass die NATO östlich der ukrainischen Staatsgrenze solch eine massive Angstpsychose auslösen könnte?

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