Propaganda, Vergleich Russland – DDR
Im Chatroulette gewinnt man oft den Eindruck, in Russland hätten alle Menschen die gleiche Schallplatte geschluckt. Sie rechtfertigen den Krieg mit drei, vier Lügen und lächeln dabei stillvergnügt. Der Vorwurf, dass Ihresgleichen friedliche Menschen töten, lässt sie kalt. Ihre abstruse Logik: „Ihr wolltet uns überfallen, deshalb mussten wir euch überfallen.“ Man sieht, welche Reflexe von Propaganda-Floskeln ausgelöst und welche Instanzen ausgeblendet werden, beispielsweise das Gewissen. Gerne sagt man, „Ich bin kein politischer Mensch, aber ich liebe mein Land, deshalb möchte ich, dass Russland gewinnt.“
Ukrainer antworten dann oft mit dem Vergleich zu Nazi-Deutschland. „1942 hat es bei Berlin bestimmt auch einen Hans oder eine Greta gegeben, die Landwirte waren und ihrem Land den Sieg gegen die Sowjetunion wünschten. Die Deutschen töteten friedliche Menschen, ihr auch. Ihr seid Okkupanten, die Deutschen waren Okkupanten. Ihr habt einen Führerkult, die Deutschen hatten einen.“ (Popik, Krajanin, Odesskaja Chunta)
Das Chatroulette ist auch Avantgarde-Theater. Das Genre: politisches Drama und Polit-Show.
Und eine fantastische Möglichkeit für Verhaltensstudien. Claude Lévi-Strauss (1908 – 2009) hätte gar nicht in die „Traurigen Tropen“ reisen müssen, hätte er dieses Medium zur Verfügung gehabt (Witz).
2. Die Staatspropaganda in der DDR war demgegenüber harmlos, weil ihre Slogans und Lehrsätze „wissenschaftlichen“ Ansprüchen genügen sollten. Die „Erziehung zum Hass auf den Klassenfeind“ war nicht besonders erfolgreich, weil der Klassenfeind bessere Autos, schönere Mode (Jeans) und coolere Musik produzierte, besseren Fußball spielte. Der Klassenfeind “manipulierte“ durch das Beispiel von Leistung und Freiheit. Wäre Bill Gates ein sowjetischer Ingenieur gewesen, hätte irgendeine Polit-Kommission seine Tätigkeit als staatsfeindlich eingestuft.
Die DDR-Propaganda appellierte nicht an niedere Instinkte, sondern an „hohe“, erhabene Gefühle, wenn auch an verlogene. „Wenn ein DDR-Schauspieler in einem DEFA-Film Guten Tag sagt, hat er schon zum ersten Mal gelogen“, so der Dramatiker Heiner Müller. Viel Aufwand wurde betrieben für den Selbstbetrug vom immerwährenden gesellschaftlichem Fortschritt, fürs Beschönigen der Wirklichkeit, das Ausblenden von Tatsachen und für erpresserisches Argumentieren („Du bist wohl nicht für den Frieden?“). Die Staatspropaganda lehrte aber nicht die Lust am Töten, am Zerstören. Sie drang aufgrund ihrer Abstraktheit und ihrer „Wissenschaftlichkeit“ auch kaum ins Alltagsbewusstsein ein. Die damaligen „Polit-Shows“ (Demonstrationen, Parteiversammlungen) waren vor allem – langweilig.
14th.Januar 2024 um 03:25
Ein Vergleich von Gestapo der Nazis, Stasi der DDR und russischem FSB dürfte aus ukrainischer Sicht von Bedeutung sein, weil dadurch zur Verhinderung und Aufklärung von Kriegsverbrechen bestimmmte Muster erkannt werden können. Zitat aus WIKIPEDIA: Sie folgerten, dass Butscha von den Russen systematisch von Haus zu Haus durchsucht worden sei und dabei vom russischen Geheimdienst erstellte Listen verwendet worden seien: „Es war organisierte („methodic“) Grausamkeit, die sich in allen anderen von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine wiederholen wird.“