Vorbereitung auf eine Dienstreise / Erinnerung an deutsche Hasenfüße

Einige Wochen vor dem heimtückischen Überfall Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion, Pardon, vor dem heimtückischen Überfall Putin-Russlands auf die freie, friedliche Ukraine, saßen wir, einige Freunde aus Poltawa, im Januar 2022 in meiner Küche und redeten über den drohenden Krieg.
Was werden wir tun, wenn.

Ich schwankte zwischen schießen und schreiben. Das Herz sagte: Ich will in meiner Wahlheimat ruhig leben, da helfen keine Worte, da helfen nur Gewehre. Der Verstand und die Freunde rieten mir: Halte die Füße still, vielleicht bist du als Zeuge doch wichtiger als als Schütze. Vitja, ein Panzerkommandeur, meinte: „Es ist ja nicht dein Krieg; besser, du schreibst, als dass du schießt.“

Mein Krieg, dein Krieg, unser Krieg. Aber tot ist tot. Die Raketen fragen nicht nach deiner Staatsangehörigkeit.
Die deutschen Schlafwandler in meiner früheren Heimat schnarchten noch – die bezahlten wie die Selbstausbeuter, sowohl der BND als auch die „literarische Elite“, bis sie dann am 24.02.2022 erschreckt aufwachten und klagten: „Das Undenkbare geschah! Der liebe Wladimir hat uns betrogen! Wir haben ihm doch sein Gas immer pünktlich bezahlt! Wir haben ihm sogar Waffen verkauft im Wert von etlichen Hundert Millionen, mit freundlicher Genehmigung unserer Bundesregierung! Wir wollten doch als brave Habermasianer nur mit kommunikativer Vernunft mit ihm reden! Wir wollten seine „Sicherheitsinteressen“ respektieren! Wir haben uns niemals vorstellen können, dass der Kriegsherr im Kreml uns zum Beischlaf zwingen will. Sowieso haben wir keine Patronen und Granaten, das ist doch der Beweis dafür, dass wir nur friedliche Absichten haben.“

Wir saßen also in meiner Küche, nicht weit vom Bahnhof entfernt, einem „strategisch wichtigen Objekt“. Noch flogen keine russländischen Raketen auf unsere Wohnhäuser. Noch lebten meine Freunde Ihor, Julian und Andrij, Brüder im Geiste und im Herzen.
Die Akademie der Künste in Berlin hatte noch keine Solidaritätsveranstaltung organisiert unter dem Motto „Was wir denken, was wir fühlen“. (Informelle Bitte: „Bitte verletzt unser Gefühle nicht mit allzu schlechten Nachrichten. Unsere Gefühle sind wahrhaftig. Wir Deutschen wollen nur Frieden, deshalb verkauften wir acht Jahre lang militärische Güter an den faschistoiden Aggressor. Das Blut an unseren unschuldigen Händen und Lippen übersehen wir gern. Wir sind doch Humanisten, wir achten unsere Gefühle, und wir wollen niemandem weh tun.“)

Morgen werde ich nun quer durch die Ukraine fahren, um ein Auto abzuholen für jenen oben erwähnten Vitja und seine Kameraden. Seit dem 24.02.2022 „arbeitet“ er auch für meine Freiheit. Einmal wurde er an Hand und Auge verletzt, aber nach der Reha ist er gleich wieder „zur Arbeit“ gefahren.

Betreffs schießen oder schreiben: Am Wochenende werden zwei neue Artikel von mir erscheinen, bei N-TV und in der NZZ, ein Frontbericht und eine Darlegung über „Russlands oft übersehene Kriegsgründe“.

Heute möchte ich Volontäre treffen, um zu prüfen, ob und wie man ihnen helfen kann. Engagierte Menschen aus Bayern sind bereit, sie zu unterstützen.

Themen: Russland - Ukraine

3 Kommentare to “Vorbereitung auf eine Dienstreise / Erinnerung an deutsche Hasenfüße”

  1. Realist schreibt:
    28th.Januar 2024 um 19:35

    Die freie, friedliche Ukraine im Januar 2022 als relativer Ist- oder Sollzustand? Seit im März 2014 die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim sowie die Separatistengebiete Luhansk und Donezk von ru. Militär besetzt wurden, besteht ein Krieg. – Unter dem Aspekt der Effektivität betrachtet, ist ein gut vernetzter deutscher Journalist hilfreicher für die Ukraine als eine militärisch angelernte Person.

  2. Anonymous schreibt:
    29th.Januar 2024 um 23:50

    Guten Tag, bin soeben auf ihren Blog gestoßen und möchte ihn abonnieren. Was muss ich wo dafür tun ?
    Beste Grüße aus Essen
    Joachim Wintjes
    J.wintjes@witra-spedition.de

  3. Honigdachs schreibt:
    30th.Januar 2024 um 08:22

    Hallo Herr Wintjes, ich weiß nicht, was Sie dafür tun müssen. Wahrscheinlich in Ihrem Browser etwas so einstellen, dass Ihnen neue Beiträge angezeigt werden. Newsletter versende ich nicht.
    Freundliche Grüße, C.Brumme

Kommentare

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