Ausgewählte Zitate zu Russlands wirtschaftlichen und räuberischen Kriegsgründen

Aus Washington Post, Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag 2023, SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen, Neue Zürcher Zeitung, Handelsblatt:

1. „Im Ukraine-Krieg geht es um die Bodenschätze und Energien des Landes“, von Anthony Faiola und Dalton Bennett, Washington Post, 10. August 2022
„Der Kreml raubt diesem Land die Bausteine ​​seiner Wirtschaft – seine natürlichen Ressourcen.
Nach fast sechs Monaten des Kampfes hat Moskaus schlampiger Krieg zumindest eine große Belohnung eingebracht: die erweiterte Kontrolle über einige der mineralreichsten Gebiete Europas. Die Ukraine beherbergt einige der weltweit größten Titan- und Eisenerzreserven, Felder mit unerschlossenem Lithium und riesige Kohlevorkommen. Zusammen sind sie zig Billionen Dollar wert.

Der Löwenanteil dieser Kohlevorkommen, die seit Jahrzehnten die für die Ukraine so wichtige Stahlindustrie mit Energie versorgen, konzentriert sich im Osten, wo Moskau die größten Fortschritte gemacht hat. Damit sind sie in russischer Hand, zusammen mit erheblichen Mengen anderer wertvoller Energie- und Mineralvorkommen, die für alles Mögliche verwendet werden, von Flugzeugteilen bis hin zu Smartphones, wie aus einer Analyse des kanadischen Geopolitik-Risikounternehmens SecDev für The Washington Post hervorgeht.

„Das schlimmste Szenario ist, dass die Ukraine Land verliert, keine starke Rohstoffwirtschaft mehr hat und eher wie einer der baltischen Staaten wird, eine Nation, die nicht in der Lage ist, ihre Industriewirtschaft aufrechtzuerhalten“, sagte Stanislaw Sintschenko, Geschäftsführer von GMK, einem in Kiew ansässigen Wirtschafts-Thinktank. „Das ist es, was Russland will. Uns schwächen.“

Doch die Analyse von SecDev zeigt, dass sich Energievorkommen, Metalle und Mineralien der Ukraine im Wert von mindestens 12,4 Billionen Dollar inzwischen unter russischer Kontrolle befinden. Diese Zahl entspricht fast der Hälfte des Dollarwerts der 2.209 von dem Unternehmen untersuchten Vorkommen. Zusätzlich zu 63 Prozent der Kohlevorkommen des Landes hat Moskau 11 Prozent seiner Ölvorkommen, 20 Prozent seiner Erdgasvorkommen, 42 Prozent seiner Metallvorkommen und 33 Prozent seiner Vorkommen an Seltenen Erden und anderen kritischen Mineralien, darunter Lithium, beschlagnahmt.

https://www.washingtonpost.com/…/ukraine-russia-energy…


Deutscher Bundestag WD 5 – 3000 – 076/23 Wissenschaftliche Dienste © 2023 Deutscher Bundestag Dokumententyp: Ausarbeitung Rohstoffe der Ukraine

„Der Großteil der wichtigen ukrainischen Mineralvorkommen, insbesondere die begehrten Seltenerdmetalle, befinde sich ebenfalls in Donezk und anderen Teilen der Ukraine, die entweder von Russland besetzt oder bedroht seien. Nachdem Russland 2014 die Krim und im Jahr 2022 einen Großteil der ukrainischen Schwarzmeerküste erobert habe, kontrolliere Russland nun schätzungsweise 80 % der riesigen ukrainischen Offshore-Kohlenwasserstoffvorkommen, darunter über 37 Milliarden Kubikmeter Erdgas.“

https://www.bundestag.de/…/3fb61813…/WD-5-076-23-pdf.pdf

Die Rohstoffe der Ukraine und ihre strategische Bedeutung – eine geopolitische Analyse

Ulrich Blum, Gregor Borg, Nico Kropp , Hanna Liventseva Ievgeniia Rozhkova

Aus der Zeitschrift SIRIUS – Zeitschrift für Strategische Analysen, 20.4.2023

„Eine zur EU gehörende Ukraine wäre in der Lage, sich zu einem strategischen Netzwerkpartner innerhalb der westlichen Volkswirtschaften zu entwickeln. Magnesium kommt hier eine wichtige Rolle zu: China fördert derzeit weltweit über 80 Prozent der Vorkommen an Magnesium, einem bedeutenden Legierungselement für Aluminium. Würde Magnesium wegen eines Konflikts nicht mehr geliefert, käme binnen kurzer Zeit ein Großteil der Aluminiumindustrie – und damit auch der Fahrzeugindustrie – zum Erliegen.

Strategischer Ressourcenwettbewerb Ukraine–Russland

Seit Russland die Ukraine überfallen hat, ist viel über seine strategischen Absichten spekuliert worden. In der Regel werden machtpolitische Gründe genannt … Aber auch wirtschaftliche Motive fallen möglicherweise ins Gewicht. … Angesichts des geradezu kriminellen Charakters der Putinschen Machtvertikale (Kleptokratie)[27] muss davon ausgegangen werden, dass es auch private Interessen von Mitgliedern dieses Clans gibt, sich am Ukraine-Krieg zu beteiligen und zu bereichern.

… kann man zu Recht annehmen, dass wegen der mutmaßlich großen Vorkommen in der Ukraine an Lithium und anderen Mineralien, die unverzichtbare Voraussetzung für die Dekarbonisierung des Straßen- und Bahnverkehrs sowie der Industrien in den Industrieländern sind, ein wichtiges Ziel Russlands darin besteht, durch exklusive Kontrolle dieser Rohstoffe sein internationales Machtpotenzial zu erweitern. Schließlich ist hier die Importabhängigkeit der westlichen Welt nur allzu bekannt.

Wertvolle Bodenschätze nahe der westlichen Grenzen Russlands haben Putins Wunsch verstärkt, in ein friedliches Land einzumarschieren, das über beträchtliche Ressourcen für die grüne Energie verfügt und dessen wertvolle Vorkommen an Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Nickel und seltenen Erden noch genau zu erforschen sind.“

https://www.degruyter.com/…/sirius-2023-3006/html


Die Ukraine sitzt auf einem enormen Schatz an Rohstoffen für die E-Zukunft – auch dies ist ein Motiv für Putins Eroberungsfeldzug, NZZ, Sonja Margolina, 23.03.2024

„In Putins engstem Umfeld soll die Klimapolitik sogar Verschwörungstheorien genährt haben, wie der Gas- und Öl-Analytiker von Rusenergy, Michail Krutichin, berichtete: Danach seien «grüne Energien» im Westen extra dafür erfunden worden, um Russland «in die Ecke zu treiben und seine Entwicklung zu verhindern».

Der Chefsoziologe des Moskauer Lewada-Zentrums für Meinungsforschung, Alexei Lewinson, glaubt belegen zu können, dass 2021 bei der russischen Führung zur Gewissheit wurde, dass die europäischen Klimaziele üppige Einkünfte «fossiler Eliten» und den Grossmachtstatus Russlands bedrohten.

Die Gier nach seltenen Erden, die das «schwarze Gold» als Zündstoff für Kriege abgelöst zu haben scheinen, mag nicht der einzige Grund für den russischen Überfall auf die Ukraine gewesen sein. Doch Lithium und andere Bodenschätze, an denen das gebeutelte Land unglaublich reich ist, könnten durchaus als Katalysator für die Invasion fungiert haben. Denn mit Kiews Verankerung im Westen und dem EU-Beitritt der Ukraine werden Russland strategisch wichtige Rohstoffe und damit geopolitischer Einfluss verlorengehen.

https://www.nzz.ch/…/russlands-appetit-auf-die…

Wo sich in der Ukraine Investitionen besonders lohnen könnten

Handelsblatt Jana-Sophie Brüntjen, 22.05.2024

Schon 2021 haben die EU und die Ukraine eine strategische Partnerschaft für Rohstoffe beschlossen, unter anderem um die Abhängigkeit Europas von China zu reduzieren.

Die Internationale Energieagentur bezeichnet die Ukraine als „Schlüsselland für die europäische und globale Energiesicherheit“. Die Studienautorinnen sehen besonders bei der Bioenergie Potenzial. Die Ukraine hat einen starken Agrar- und Forstsektor. Die dort anfallenden Abfälle können als Biomasse genutzt werden, um Wärme und Strom zu erzeugen.

Die Ukraine will zum großen Wasserstoff-Exporteur aufsteigen. Vielversprechend sei auch die Produktion von blauem Wasserstoff, heißt es in der Studie. Im Gegensatz zum klimaneutralen grünen Wasserstoff wird er meist aus Erdgas hergestellt – das in der Ukraine reichlich vorhanden ist. Das bei der Herstellung anfallende CO2 wird teilweise abgeschieden und im Erdboden gespeichert.

https://www.handelsblatt.com/…/wiederauf…/100037673.html
Themen: Russland - Ukraine

3 Kommentare to “Ausgewählte Zitate zu Russlands wirtschaftlichen und räuberischen Kriegsgründen”

  1. Realist schreibt:
    8th.Juli 2024 um 17:42

    Sämtliche aufgeführten wirtschaftlichen Fakten, so detailliert diese auch sein mögen, überzeugen nicht als Grund für ru. Verbrechen gegen die Menschlichkeit. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/krieg-ukraine-russland-angriffe-100.html — Für den heutigen Raketenangriff auf die Kinderklinik Ochmatdyt im Zentrum Kyjiws, nebst anderen in der Ukraine, kann kein Zusammenhang mit wirtschaftlichen und räuberischen Kriegsgründen existieren. Man darf zurecht hoffen, dass die Vereinten Nationen diesmal mehr zustande bringen als ein internationales Kasperletheater, was im Kreml sonst nur ein kaltes Lächeln erzeugt.

  2. Honigdachs schreibt:
    9th.Juli 2024 um 07:22

    Mein Gott, ist das denn so schwer zu verstehen? Ich stelle die Perspektive putin-ruzzlands dar !!! Ist ja schön, dass Sie Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilen, aber für die putin-ruzzen ist das Morden ein höllischer Spaß. Und dafür haben sie u.a. auch gewichtige wirtschaftliche Gründe – eine „Politik“ der verbrannten Erde dient der Vertreibung der ukrain. Bevölkerung und der späteren ungestörten Ausbeutung ukrain. Bodenschätze.

  3. Realist schreibt:
    11th.Juli 2024 um 17:54

    Die Perspektive putin-ruzzlands ist für mich ohne Bedeutung; die Perspektive der Ukraine aus vielerlei persönlichen Gründen dagegen sehr. Ich befinde mich in keiner Richterposition, die von ruzzland begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verurteilen, doch die Verantwortlichen werden in bewunderswerter Weise auch juristisch verfolgt. Wer sich mit einschlägigen Artikeln befasst, und sei es erforderlich, Online-Übersetzer zu verwenden, wird feststellen, dass das Morden der putin-ruzzen für diese oftmals höllisch endet. Und, wer tatsächlich beabsichtigt, ukrainische Bodenschätze mittels Taktiken der Verbrannten Erde ausbeuten zu können, schießt sich offensichtlich ins eigene Bein. — https://fastercapital.com/de/thema/die-folgen-der-taktik-der-verbrannten-erde.html

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