„Bei mir stirbt keiner“

Poltawa, 9.2.2025
Wieder Stoff zum Nachdenken und Schreiben, nach den Gesprächen mit Serhij in Saporischschja.
Er hat an den Fronten im Donbas schon mehr als 3000 Verwundete geborgen, häufig unter Beschuss. „Bei mir stirbt keiner“ ist sein Motto. Es hat sich bisher bewahrheitet. Mit diesem Satz motiviert er auch Verwundete. Für seinen Mut hat er schon etliche Auszeichnungen bekommen. Trotz seiner grässlichen Erfahrungen ist er vom Sieg überzeugt. „Wir können noch sechs Jahre kämpfen, die … (Mutterfluch) nicht.“ Er berichtet von Tagen, an denen Ukrainer drei Verwundete haben, die Sumpfsoldaten 50-100 „Gefallene“.

Wir waren auch am Grab seiner Schwester, die in ihrem Haus von einer Rakete aus den nördlichen Sümpfen getötet wurde. Das Haus stand in einem Rayon mit ausschließlich privaten Häusern, wir haben uns die Reste angesehen. Es ist allerdings möglich, dass die Sumpfgeschöpfe ein leer stehendes mehr-etagiges Haus treffen wollten, es steht wohl in der Flugbahn. Leider gibt es auch noch bürokratische Probleme mit der Entschädigung für das zerstörte Haus.
In den Trümmern des Hauses überlebte der Hund der Schwester, was die Mutter tröstet und erfreut. Der Hund ist aber traumatisiert, er zittert, wenn die Sirenen heulen (sehr oft) und verkriecht sich unter der Decke. Die Mutter weinte am Grab und sagte, sie wolle nicht mehr weinen.
Auf dem Friedhof war das Artilleriefeuer der Unseren deutlich zu hören. „Damit die … (Mutterfluch) sich nicht langweilen“, kommentierte Serhij.
Die Mutter fürchtete, wir könnten von Drohnen gejagt werden, so nah an der Front und zumal in einem Militärfahrzeug. Aber der Himmel war bedeckt, und es waren keine Drohnen zu sehen.
Für die Kinder im nächsten Dorf wurde eine unterirdische Schule gebaut.
Übrigens stehen die Chancen ganz gut, dass Serhij bald einen passenden Krankenwagen aus Deutschland bekommt. Ich hatte ihm im vorigen Jahr ja einen wertvollen Kontakt nach Deutschland vermittelt, diese Frau aus Hannover hilft sehr stark, zuletzt auch bei der Reparatur des Autos. Serhij kauft zwar alle möglichen Sachen vom eigenen Geld, aber das reicht eben nicht. Ohne die vielen Freiwilligen und die Spenden wäre unsere Verteidigung gar nicht möglich.

Themen: Russland - Ukraine

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