Tour de Wolga

Als Gast

Ich fahre durch ein Dorf, da fällt mir eine Wasserflasche vom Gepäckträger. Der Knall ist ziemlich laut, hinter dem nächsten Gartenzaun bellen wütend zwei Hunde. Der Haus- und Hundebesitzer kommt angelaufen, fragt, was passiert sei. Er sieht, dass in der Wasserflasche ein Loch ist, läuft augen- blicklich ins Haus, holt eine neue Flasche und schenkt sie mir. …weiterlesen »

Miniatur von Saratov

Dieses Foto beweist, weshalb die Regeln der Kunst universell sind und weshalb in jedem Kunstwerk sich etwas Ungewolltes ausgedrückt. Es zeigt Saratov im Kleinen, im Vordergrund das historische, alte, zum oberen Bildrand aufstei- gend bis zur Gegenwart. Das Modell steht hinter einer Glasscheibe, gleich neben dem Lipki-Park im Zentrum der Stadt, es ist im Original mehrere Meter lang; hier ist ein Ausschnitt zu sehen. …weiterlesen »

Herzlich Willkommen!

Der Verleger meint, ich solle im Fahrradbuch meine Motivation für die Reisen an die Wolga noch stärker betonen. Ich fühlte mich an die Zeiten erinnert, da ich als Jungpionier an Lenins Geburtstag schildern sollte, weshalb dieser ein guter Mensch war. Die Einsicht, die ich damals gewann, vertrete ich heute noch: Was sich begründen lässt, ist selten wahr. …weiterlesen »

Spaziergang durch Saratov

(1) Der Witz dieses Plakats im Zentrum von Saratov ist nicht gleich erkennbar. Klar, ein Theater der Magie und der Zauberei kündigt seine Aufführungen an. Das erste und beste Zaubertheater aus ganz Russland ist es natürlich. Doch wo befindet sich der magische Ort? Die Adresse unter der Grafik zeigt es: v dome ofizerof. Im Haus der Offiziere. …weiterlesen »

Schuh – und Machwerk

Oratif – Tynivka, 125 km (1760). Dieses Foto ist natürlich Ausdruck geistiger Unterforderung. Auch Ausdruck des Unvermögens, den Kitsch zu erkennen. Ein Jagdflieger als Romanfigur, das wäre etwa so schlimm wie Zirkusclown, Skispringer, Mann mit Gedächtnisverlust.
Je schwächer ein Roman, desto einfacher ist es, sich vorzustellen, in welcher Pose das Machwerk konsumiert wird. …weiterlesen »

Der Mond

Diktat, Chust, Ukraine, 31.07.2008, 23.23 Uhr: „Eine Nacht im Hotelzimmer, Zelt und Kleidung trocknen. – Das Schöne an meinem Beruf: Ich kann die Tarnkappen wechseln. Im Beisein von P. äußere ich mich gern vulgär. Moderne ist doch Scheiße, oder? Auch wenn die Vorfahren gerülpst haben und stanken, so waren es doch echte Menschen. Aber die heutigen Zweibeiner sind echte Zwergfiguren.
Ach, lassen wir das. Der Mond scheint über den Bergen der Karpaten. Leider auch auf Zeugnisse menschlicher Tätigkeit. Ach nee, nicht schon wieder. Ich trinke zwei, drei Bier und denke dummes Zeug. In solchen Momenten ist es besser, mit dem Fotoapparat zu spielen. Lohnende Motive gibt es in fast jeder Umgebung.“ …weiterlesen »

Die Ansprüche wachsen

Diktat, Montag, 05.06.2007, Lviv – Velyki Birky, 157 km (1300).
„Herrlich, ich lebe! Ich brauche die idiotische Schreiberei nicht! Fahrrad- fahren ist das einzig Wahre! Wenn ich die Hände frei hätte, würde ich mir die Fäuste gegen die Stirn schlagen aus der Einsicht heraus, bis vor wenigen Tagen ein gänzlich falsches Leben geführt zu haben. Geahnt habe ich’s zwar schon lange, aber dass mich diese Erkenntnis so stark trifft, oh weh, oh weh. …weiterlesen »

Schönheiten

Drei Figuren an unterschiedlichen Orten in der Ukraine: Kolchosbauer und -bäuerin vor Dikanka, eine Schönheit vom Lande bei Dunaivtsy im Süden, und eine Bäuerin, die eine Garbe Getreide trägt wie Atlas die Erde, zwischen Vugledar und Pavlivka im Donbass.
Aus der Ferne wirken die Gesichter oft austauschbar, sie scheinen aus einer Form gegossen, so idealisiert wie Werbefiguren, von Individualität gereinigt. …weiterlesen »

Reiches Angebot

Das ist nun wirklich eine Kulturrevolution für Russland: Es gibt alkoholfreies Bier in den Geschäften! „Baltika 0“ heißt die Sorte, die auch gern gekauft wird, ich sah es mehrmals. Alkoholfreien Wodka wird’s aber bestimmt nicht geben. Das Wässerchen nimmt in den Regalen immer einen prominenten Platz ein. – Saratov, 05.08.2007

Straße der Besten

Auf dem Platz vor dem Kinotheater und der Kinderbibliothek steht die Tafel der verdienstvollen Bürger und Kollektive. Eine Traktorbrigade und ein Lebensmittelgeschäft sind diesmal unter den lobend Erwähnten. Die aktiv- sten Bürger sehen ziemlich müde aus, sogar schuldbewusst.
Eine Mutter zeigt ihrer Tochter die Tafel. …weiterlesen »

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