Tour de Wolga

Das Gesetz

Ankunft in Saratov. Zunaechst goenne ich mir einen Herrentag mit meinem Rentnerfreund Alexander Sergejevitsch. Dieser kleine Mephisto lacht so gern wie ich, wir ziehen kichernd durch die Strassen, trinken in der Gorkogo ul. ein erstes Bier. Die Bierverkaeuferin kennt er mindestens schon seit Jahrhunderten, noch aus alten Schmugglerzeiten, da man ueber den Staat noch Witze reissen konnte, weil er gefaehrlich war. Aber heute – ach, es ist nur eine Handbewegung wert. …weiterlesen »

Kruti pedal

Die letzte Teilstrecke vom Donbass an die Wolga, 1200 Kilometer, bin ich an 9 Tagen gefahren. Am Tag der Ankunft meldeten die Zeitungen Hitzerekorde – 42 Grad im Schatten.
Ich hatte mit einer schlimmen Erkaeltung zu kaempfen, hatte eine arge Entzuendung im Hals, hatte wohl auch zu wenig getrunken oder mich auf den Abfahrten verkuehlt. …weiterlesen »

удивление a la allemand

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Das Pendel schwingt (4)

Dann, auf dem Radel, habe ich doch Angst. Ein leichtes Brennen in der Brust, leichte Kraempfe im linken Arm – die Hypochondrie meldet sich. Vielleicht habe ich doch uebertrieben? Es gibt doch auch Marathonlaeufer, die tot umfallen nach einem Herzinfarkt. Oder ist es der Kaffee, der vom Magen aufsteigt? …weiterlesen »

Das Pendel schwingt (3)

Zwei Uhr nachts eine beleuchtete Baracke in der ansonsten ziemlich dunklen Stadt Pokrovskje. Drei Maenner sitzen draussen und rauchen. Mich hgalten sie fuer ein Gespenst. Drinnen wird gefeiert und getanzt. Mein Fahrrad wird begutachtet, die guten Leute zweifeln an ihren Sinnen. Wie kann dieser verschwitzte Kerl „direkt aus Berlin“ kommen?
Kaum habe ich gefragt, was hier gefeiert wird – ein Geburtstag -, da schiebt der Kraeftigste der drei mich in den Saal, an den Tanzenden vorbei zum Buffet. Er packt den Teller voll, Kartoffeln, Salat, Huehnerschenkel, Schnitzel, Salat, alles soll ich essen. …weiterlesen »

Das Pendel schwingt (2)

Auf der Trasse, noch 60 km bis Zaporoshje. 14.30 Uhr, Pause in einem Restaurant. Es gibt Okroschka, die herrliche Sommersuppe. Ich esse noch einen Salat Kapusta, trinke ein Bier, lese wieder Heiner Mueller.
„Aber das Wesentliche ist, dass diese Demokratie genannte Struktur alles, jeden Widerstand, verarbeiten und eigentlich alles essen kann. Sie … staerkt sich durch jede Opposition. – Wenn eine Sache einfach sein soll, dann muss sie minutioes gearbeitet sein. Das Einfache erfordert mehr Arbeit als das Komplexe, Komplizierte. – Wenn man weiss, was man macht, sind die Impulse schwaecher.“ …weiterlesen »

Das Pendel schwingt (1)

Ich schlafe unter Eichen. Die sind eigentlich selten hier. 5.40 Uhr leckt die Sonne mich wach. Einige der haesslichsten, ekelhaftesten Tiere, die ich kenne, schmatzen auf dem Zeltdach – Zecken. Ich schnipse sie weg. Dummer Spruch im Kopf: Unter Eichen liegen Leichen, hier bestimmt wie ueberall.Schnell Zaehne putzen, Katzenwaesche im Gesicht, Schlafsack einrollen, Gepaeck verschnueren, Zelt abbauen. 6.20 Uhr Start. Bevor es heiss wird will ich Kilometer schrubben. Gestern waren es gegen 40 Grad im Schatten. …weiterlesen »

Abschied (3)

Wieder gilt: Alle Vorbereitungen abgeschlossen, die Reise an die Wolga kann beginnen. Zum vierten Mal radle ich nun  der Sonne entgegen.
Inzwischen ist meine Ausrüstung so gut, dass ich nur noch Kleinigkeiten verbessern konnte – etwas leichteres Werkzeug, einen Sucher für den Fotoapparat. Am Fahrrad mussten die Kette und der Zahnkranz erneuert werden. …weiterlesen »

Abschied (2)

Der Übergang wird wieder einmal berauschend sein: vom Schreibstuhl auf den Sattel, von Berlin nach Saratov, vom Kleinklein in die Wälder.
Das Fahrrad war in der Werkstatt. Mit den neuen Reifen fährt es sich weich und geschmeidig, es will angreifen, ich spüre es.
Ich habe natürlich wieder nicht „trainiert“. In den Jahren zuvor bin ich auch einfach losgefahren. Ich habe kaum noch Erinnerungen daran – und öffne das Archiv. Wie war das im vorigen Jahr, welches war das erste Diktat? Oh weh, ich bin offenbar erst nach Tagen aufgewacht, wie sonst ist dieses Gestammel zu erklären? …weiterlesen »

Abschied (1)

Es wird Zeit, Abschied zu nehmen von Deutschland. Erstaunliches hat sich hier getan. Vor zwei Jahren glaubte man noch, den Kapitalismus längst überwunden zu haben, jetzt frisst der sich selbst auf. Der Malstrom, der die Wirklichkeit entwirklicht, wirbelt etwas langsamer. Die Heiligkeit des Scheins ist angekratzt.
Es regnet wieder falsche Banknoten, wie damals, als der Teufel Moskau besuchte, huch, und die Verführten nackt auf der Straße standen. …weiterlesen »

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