Russland – Ukraine

Gebet: Meinen täglichen Ekel gib mir heute

Deutsche, Russen und Ukrainer über den Krieg
Ein Russe im Chatroulette: „Wir verteidigen in der Ukraine unsere Heimat. Die Nato greift uns an. Odessa wird eine russische Stadt sein. Wir müssen euch töten, damit ihr frei seid.“
Eine berühmte, allseits beliebte deutsche Schauspielerin (C.H.): „Ich bin gegen Waffen. Als ich vor 40 Jahren schwanger war hatte ich auch Angst vorm Atomkrieg. Deshalb möchte ich, dass heute alle Menschen friedlich zusammenleben. Der Westen hat bestimmt auch Fehler gemacht.“ …weiterlesen »

15 Minuten

Ein Freund vom Bataillon Donbas ruft an, nach wochenlangen harten Kämpfen im Osten. Ich bin erschrocken, als ich sein Gesicht sehe. Er sieht 30 Jahre älter aus als vor einigen Monaten. Jetzt lacht er, reckt die Faust vor die Kamera, seine Brüder neben ihm rufen meinen Namen. Sie leben! Alle leben! „Alles ist in Ordnung!“ 

Wahnsinn. Es ist in Ordnung, dass sie überlebt haben. Sie laden mich ein, ich könne übermorgen schon kommen und mein Versprechen einlösen, für sie zu kochen.
Gesagt, getan. Auf dem Weg zum Bahnhof treffe ich Aljona, алёна пожидаева. Sie gibt mir den Auftrag mit, die Kämpfer an der Front zu grüßen, sie bete für sie, und sie spreche ausdrücklich als Vertreterin der jüdischen Gemeinde. Sie geht jetzt zur Gedenkfeier an den Völkermord an den Armeniern. Christen, Juden und Muslime (Tschetschenen) gedenken gemeinsam der Opfer.
„Dein Thema“ sagt Aljona, weil ich neulich darüber schrieb, dass es in der Ukraine keinen gewalttätigen Antisemitismus gibt.
Aber ich will die Fahrkarte kaufen und abends noch zu einer Ausstellungseröffnung gehen, deshalb kann ich leider nicht mitkommen. Kurz vorm Bahnhof schreibt der Freund, ich solle noch einige Tage warten. Der Plan habe sich ein wenig geändert. Etwa in zwei Wochen könne es eine neue Entscheidung geben.
Ich fluche, denn es ist schon das zweite Mal, dass wir meinen Besuch in letzter Minute verschieben. „Das ist Krieg“, schreibt der Freund, „alles ändert sich alle fünfzehn Minuten. So ist es und so leben wir.“

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Über ein Kommentar im DLF

„Wer sich nicht Augen und Ohren zuhält, der spürt in diesem November in der Ukraine, wie sich die Stimmung wandelt“, erzählt Moritz Gathmann im Deutschlandfunk nach einigen Tagen Aufenthalt in der Ukraine.
Das Land sei „ein Kessel“, in dem „zu brodeln beginnt“, „die Konflikte innerhalb der Gesellschaft nehmen zu“, „die Menschen fragen sich zunehmend, wohin soll das führen“, so Gathmann. …weiterlesen »

Die Ukraine und der Westen

Über die heißdiskutierte Frage, ob und in welchem Umfang „der Westen“ die Ukraine weiterhin unterstützen wird und sollte:
In westlichen Öffentlichkeiten macht man immer wieder den Fehler, sich den Westen als einheitlich handelndes Subjekt vorzustellen. Das kann er sein, muss er aber nicht. …weiterlesen »

In der Ukraine müssen Juden keine Angst haben

Mein Bericht aus Poltawa bei ntv: Der israelische Botschafter in Kiew bezeichnet die Ukraine als das „pro-israelischste Land in Europa“. Schon vor dem Krieg gab es hier so gut wie keine antisemitischen Straftaten. Die Ukrainer haben aus ihrer Geschichte gelernt. …weiterlesen »

Interview für das Inforadio des Hessischen Rundfunks

Das Inforadio des Hessischen Rundfunks / hr-iNFO bat mich (mal wieder) um ein Interview. Vorab skizzierte die Redakteurin die Fragen, über die man sprechen könnte. Ich bereitete mich vor, aber das Gespräch verlief dann natürlich etwas anders.
„Wir möchten gerne auf die Lage in der Ukraine zu Beginn des Winterhalbjahres blicken, auch vor dem Hintergrund, dass viele Beobachter sich im Moment verstärkt um die langfristige militärische Unterstützung der Ukraine sorgen. Wie blicken die Menschen in der Ukraine in dieser festgefahrenen Situation auf die nächsten. …weiterlesen »

Ostdeutscher Chronist des Krieges – Talk zu Krieg und Frieden

Nachgreicht: Bericht aus der Leipziger Volkszeitung
Ostdeutscher Chronist des Krieges – Talk zu Krieg und Frieden
Autor Christoph Brumme (60) lebt und arbeitet in der Ukraine. Bei einer Gesprächsrunde begrüßt er die Waffenlieferungen des Westens in seine Wahlheimat.
Ob er keine Angst vorm russischen Geheimdienst habe? „Sagen wir mal so – mit Unbekannten trinke ich keinen Tee, und meine Unterhosen wasche ich selber.“ Das Lachen bleibt den Zuhörern im Halse stecken. Sie spüren, plötzlich ist der Krieg in der Ukraine sehr nah. …weiterlesen »

Sprechen mit dem Feind – „Bald wird die Ukraine sowieso uns gehören“

Mein neuer Gastbeitrag bei ntv. 

Die meisten Ukrainer empfinden Gespräche mit früheren Freunden und Verwandten in Russland als sinnlos, die meisten privaten Kontakte liegen brach. Auf der Plattform Chatroulette zeigt sich, dass Russen und Ukrainer in komplett unterschiedlichen Welten leben.

https://www.n-tv.de/politik/Bald-wird-die-Ukraine-sowieso-uns-gehoeren-article24433192.html 

Was die Ukrainer unter einem Sieg verstehen

Mein Gastbeitrag bei ntv: 
Wer Russland kennt, weiß, dass Hoffnungen auf Verhandlungen mit Putin eine gefährliche Illusion sind. Krieg und Terror sind für ihn längst ein Selbstzweck geworden. Den Ukrainern ist das klar. Sie wissen, dass sie Russland besiegen müssen, wenn sie in Frieden und Freiheit leben wollen.

Die im Ausland heiß debattierte Idee, früher oder später mit dem Kriegsherrn im Kreml Verhandlungen über einen Waffenstillstand oder gar ein Ende des Krieges führen zu können, wird weder von ukrainischen noch von russischen Politikern und Experten ernsthaft in Betracht gezogen. Wer Russisch versteht und die Macht in Russland aus eigener Anschauung kennt und mit der ukrainischen und der russischen Geschichte vertraut ist, kann zu keinem anderen Schluss kommen: Putin will nicht verhandeln. Auch für russische Beobachter gilt das unabhängig davon, welchem politischen Lager sie angehören, ob sie im Exil sind oder in Russland.

Der Krieg ist für die Ukrainer eigentlich nicht auszuhalten – und doch müssen der Alltag und das Leben weitergehen

Krieg gilt im vom Frieden verwöhnten europäischen Westen als Denkunmöglichkeit, und noch viel schwerer ist es, sich vorzustellen, was es existenziell bedeutet, wenn die Welt aus den Fugen gerät und alle Sicherheiten sistiert sind. Ebendies erleben die Ukrainer heute.
Mein Gastkommentar in der NZZ

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